Klammeraffe verändert die Welt
Im Frühling 2016 von Dr. Luis Fuchs
Ray Tomlinson, der Erfinder der E-Mail, ist heuer am 5. März im Alter von 74 Jahren verstorben. Er war es, der die typischen Adressen mit dem @-Zeichen erfand und 1971 die erste E-Mail zwischen Computern verschickte.
In Anbetracht von Hunderten Milliarden Mails, die Tag für Tag weltweit gesendet werden, stellt die Erfindung Tomlinsons einen Meilenstein auf dem Weg ins Internet-Zeitalter dar. Kein konkreter Auftrag sei der Anlass zur Erfindung gewesen, bestätigte Tomlinson später, nur eine Spielerei mit „unbedeutenden“ Inhalten habe ihn dazu gebracht. Er bediente sich des @-Zeichens, um den Namen des Benutzers von der Domainadresse klar zu trennen. Dieses umschlungene „a“, das sich dann als typisches E-Mail-Symbol etablieren sollte, gab es auf den Tastaturen als kaum genutztes Zeichen bereits.
Jedoch woher kommt dieses „at“ und welche Bedeutung hatte es ursprünglich? Sprachforscher vertreten die Meinung, der Ursprung sei im finsteren Mittelalter zu finden. Schreibende Mönche hätten das lateinische „ad“ (bei, zu, an) zu einem Buchstaben verkürzt, der Kreis um das „a“ sei also nur der Bauch vom Buchstaben „d“. Das Zeichen könnte sich aber auch aus dem französischen „à“ entwickelt haben, welches als Bezeichnung einer Maßeinheit herangezogen wurde und uns heute noch vertraut ist: 10 Stück à 5 Euro. Tatsächlich wiesen im 19. Jahrhundert auf Londons Märkten die Verkaufstafeln das kleine @ auf: 20 potatoes @ 10 pence. Selbst auf englischen Schreibmaschinen fand dieses auffällige Zeichen seit 1880 einen Platz. Zu besonderem Ansehen gelangte das @ im Jahre 2010, als es vom Museum of Modern Art in New York City als offizielles Kunstwerk in seinen Bestand aufgenommen wurde.
Gleichsam einen „Karneval der Tiere“ führt dieser kleine Klammeraffe @ an, wenn er in anderen Sprachen auftritt: In Italien als Schnecke (chiocciola), als Entchen (papaki) in Griechenland, in Ungarn ist es ein Wurm (kukac), ein Rollmops (zavinac) in Tschechien und in der Slowakei, ein Rüssel-A (snabel-a) in Dänemark und als bissiger Hund (sobaka) begegnet er uns in Russland.