Der Genfer Günsel
Ajuga genevensis L.
Im Frühling 2024 von Dr. Wilhelm Mair
Der Genfer Günsel ist eine dem Gundermann / der Gundelrebe ähnliche Pflanze – wir haben diese im MS am 14.05.2020 vorgestellt. Während letztere mit langen Ausläufern flach am Boden kriecht, hat der auch Zottiger Günsel genannte Lippenblütler (Lamiaceae), den wir heute vorstellen, keine Ausläufer. Die in allen Teilen behaarte Pflanze wächst mehrstängelig. Die verkehrt-eiförmigen Grundblätter stehen in Rosetten und die am bis etwa 30 cm hohen, vierkantigen Stängel gegenständig angeordneten Hochblätter sind am Rande tief gekerbt, fast dreilappig und grob gezähnt. Die in stockwerkartigen Scheinquirlen stehenden Blüten sind meist dunkelblau. Die Blütenkrone ist zweilippig, wobei die winzige Oberlippe fast zu fehlen scheint; die Unterlippe ist dreilappig. Im Blütenkelch sitzen vier einsamige, nussartige Teilfrüchte. Die Behaarung schützt die Pflanze vor starker Sonneneinstrahlung und mindert damit die Verdunstung. Die Pflanze wächst auf Erdanrissen, Böschungen oder Wegrainen, auf sandigen Böden. Die Blüten liefern für Bienen und Schmetterlinge reichlich Pollen und Nektar: Die Blüten und Blätter sind wie die der Gundelrebe essbar. Das gleiche gilt für den sehr ähnlichen Kriechenden Günsel (Ajuga reptans), der mit langen Ausläufern oft in den Rasen wächst und dann meistens als Unkraut angesehen wird. Seine Blüten sind meist blau gefärbt mit helleren Streifen, auch rosafarben oder weiß.
Der Genfer Günsel kommt hauptsächlich in Mittel- und Osteuropa vor, er ist in Südtirol besonders im Etschtal stärker vertreten.
Unsicher ist die Ableitung des Gattungsnamens: α (gr.) = ohne und jugum (lat.) = Joch, Bezug nehmend auf die winzige, scheinbar fehlende Oberlippe der Blüte. Die Artbezeichnung stammt daher, dass die Art erstmals im Raum Genf gesammelt und beschrieben worden ist.