Editorial 03/2016
Im Winter 2016 von Margareth Bernard
Zappt man sich zurzeit durch die Fernsehkanäle unserer deutschsprachigen Nachbarn, gelangt man von einer närrischen Veranstaltung zur nächsten. In den Hochburgen des Karnevals steht in den kommenden Tagen das tägliche Leben mehr oder weniger still. Alle Probleme sowie Kummer und Sorgen werden für ein paar Stunden ausgeblendet, die Menschen amüsieren sich und genießen unterhaltsame Stunden in netter Gesellschaft. Dagegen gleicht das fasnachtliche Treiben in unseren Breitengraden dem spärlichen Flackern eines kleinen Flämmchens. Nur an wenigen Orten gibt es eine gewachsene Fasnachtstradition, die aber mehr mit dem Austreiben des Winters zu tun hat als mit ausgelassenem Übermut. Schade eigentlich, denn ein bisschen Ausgelassenheit würde auch uns ab und zu guttun. Und Sorgen, denen wir einmal entfliehen könnten, hätte jeder von uns. Das politische Theater in der Nähe und in der Ferne wäre durch eine rosa Brille und mit einer roten Pappnase auch leichter zu ertragen. In der Politik gibt es kaum noch Persönlichkeiten, denen man bedenkenloses Vertrauen schenken und für die man Hochachtung empfinden kann.
Einer solchen Persönlichkeit, nämlich Karl Margraf, ist unser Titelthema gewidmet. Waltraud Holzner lässt das Leben und Wirken dieses charmanten und genialen Mannes, dessen Tod sich im Dezember zum zehnten Mal jährte, auf beeindruckende Weise Revue passieren. Er sorgte nach dem Krieg dafür, dass unsere Stadt kulturell zu neuem Leben erwachte, er nutzte seine vielen Begabungen zum Wohle der Kunst und setzte seine Tatkraft über Jahrzehnte für das Kulturmanagement in unserem Land ein. Seine Tochter, eine bemerkenswerte junge Frau, hat viele Talente ihres Vaters geerbt und erfreut mit ihrem Sopran die Besucher der Konzerthäuser.
In diesen Tagen bringen Schülerinnen und Schüler ihr Zeugnis nach Hause, in denen ihre fehlenden oder vorhandenen Talente sowie ihre Leistungen schwarz-weiß und knallhart auf das Papier gebannt sind. Nach wie vor verbreitet es bei vielen Lernenden und in deren Familien Angst und Schrecken. Deshalb hat sich die Psychologin und Psychotherapeutin Cornelia Schmid in ihrem Beitrag dieses Umstandes angenommen und bietet Ratschläge, wie man als Elternteil auf ein schlecht ausgefallenes Zeugnis reagieren kann, und geht der Frage nach, wovon gutes Lernen abhängt.
Erfolgreiches Lernen hängt sicher auch davon ab, in welchem Umfeld es stattfindet. Dabei spielt Stille eine nicht unwesentliche Rolle. Vielleicht sollten wir einmal bewusst hinhören, welch hohem Lärmpegel wir täglich ausgesetzt sind. Luis Fuchs stellt in seinem Beitrag die Frage: Wie hört sich Stille an? Kein Wunder, dass bei den vielen Lärmquellen Stille am Berg oder in der Kirche heute als Erlebnis empfunden wird.