Kein Wetter
Im Sommer 2012 von Dr. Luis Fuchs
Gibt es etwas, worüber die Leute mehr schimpfen als über das Wetter und die Wetterfrösche? Es wird manch einen schon beruhigen, wenn er seinen Frust übers Wetter auslassen kann, indem er es als Sauwetter, Mistwetter oder Scheißwetter beschimpft.
Nicht weniger bekommen die Meteorologen ihr Fett ab, wenn sie bei den Prognosen einmal das falsche Register ziehen. Selbst wenn sie sich in Schweigen hüllen, bleibt dies nicht ohne Folgen. „Letzte Woche streikten in Italien die Meteorologen. Es gab fünf Tage lang kein Wetter“, vermeldete der Ö3 Weckerdienst.
Nicht nur „heiteres“ Wetter hebt unsere Stimmung, erheitern können uns auch die Stilblüten in den Wettervorhersagen. „Das Wetter bleibt sonnig. Schön für die Wirte, die im Sommer ihre Geschäfte draußen machen.“ Was da der Wetterbericht des ARD den Wirten nicht alles unterschiebt! „Das Wetter morgen: Frühzeitig benebelt.“ Konnte da etwa der Meteorologe selbst nicht mehr klar denken? „In Mitteleuropa sind die Temperaturen niedlich.“ Wahrscheinlich war „niedrig“ gemeint, was man wohl nicht als niedlich empfinden kann. „Es wird wolker bis heitig“ dürfte ebenso ein Versprecher sein wie: „Auf der Autobahn Frankfurt–Köln schneit es in beiden Fahrtrichtungen.“ „Es gewittert bereits“, warnte der ORF die Urlauber vorsorglich. Südtirol wird uns aus meteorologischer Sicht als großräumig präsentiert, denn bestimmte Rundfunkanstalten kündigen „zweigeteiltes Wetter“ an. Auch „Taleinwind“ weht bei uns ab und zu, nur dürfte dies eher eine meteorologische Sensation darstellen, wenn etwa der Wind von Meran aus ins Passeier und gleichzeitig in Richtung Ultental bläst.
Das Regenwetter macht vor niemandem Halt, auch nicht vor Kirchenglocken, wenn wir die Notiz aus dem Tagblatt der Südtiroler vom vergangenen September Ernst nehmen: „Mit durchnässter Kleidung heißen die Glocken der Pfarrkirche von St. Leonhard/Abtei und dessen Dekan die Wanderer willkommen.“