Editorial 08/2024
Vorurteile sind hartnäckige Gesellen – haben sie sich erst einmal eingenistet, sind sie schwer wieder los zu werden. Sei es am Stammtisch, beim Kartenspielen als auch in den Social-Media-Kanälen kursiert eine Flut an Falschinformationen, die ihresgleichen sucht. So hört man immer wieder, dass unser Sozialsystem Migranten besser behandle als Einheimische oder dass sich dank der Sozialhilfen das Arbeiten gar nicht mehr lohne und das soziale Mindesteinkommen eine soziale Hängematte sei. Ist es wirklich so?
In unserer Titelgeschichte gehen wir einigen Mythen auf den Grund – mit recht überraschenden Ergebnissen. Dazu haben... weiterlesen
Fakten statt Mythen
Sozialhilfen in Südtirol
Immer wieder hört man, dass unser Sozialsystem Migranten besser behandle als Einheimische oder dass sich dank der Sozialhilfen das Arbeiten gar nicht mehr lohne. „Es sind viele Mythen im Umlauf, die es zu entkräften gilt“, sagt Florian Prinoth, „und es wäre wünschenswert, wenn sich die Leute mit Fakten beschäftigen würden, anstatt Irrtümer zu verbreiten.“ Florian Prinoth ist seit 2006 Direktor der Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt und arbeitet insgesamt seit 32 Jahren im sozialen Bereich im öffentlichen Dienst. Dementsprechend gut kennt er unsere Sozialsysteme. Vorreiter Südtirol „Ein Landesgesetz zum Sozialen Mindesteinkommen gibt es in Südtirol bereits seit 1973 – es war eines der ersten Gesetze des neuen Autonomiestatutes und italienweit einzigartig. Somit war Südtirol Vorreiter im Bereich der Sozialhilfe“, erklärt Prinoth. Bis 1991 wurde die Verwaltungsbefugnis der Provinz im Bereich Sozialwesen zum Teil direkt vom Land und zum Teil von den – inzwischen aufgelösten – Gemeindefürsorgestellen wahrgenommen. Mit dem Landesgesetz Nr.13/1991 kam es dann zu einer nachhaltigen Veränderung der Zuständigkeiten im Sozialwesen, indem die Verwaltungsbefugnisse des Landes an die Gemeinden delegiert wurden und diese haben sie dann an die Bezirksgemeinschaften weiterdelegiert. Sie verwalten neben anderen Diensten die Beiträge zum sozialen Mindesteinkommen und für Miete und Wohnungsnebenkosten, um die es in... weiterlesen
Taschentuchbaum und Blumen-Hartriegel
Taschentuchbaum Im April blühen in Parkanlagen und privaten Gärten zwei Gehölze, die mit ihrem eindrucksvollen Schauapparat, der die Insekten anlocken soll, besonders hervorstechen; im Herbst fallen sie wegen der prächtigen Verfärbung der Blätter auf: der Taschentuchbaum oder Taubenbaum ( Davidia involucrata Baill.) und der Blumen-Hartriegel ( Cornus florida L.). Beide Gehölze gehören zur Familie der Hartriegelgewächse (Cornaceae). Beim Taschentuchbaum stehen um die Blütenstände herum zwei auffällige, ungleich große, weiße Hochblätter, die sich beim leisesten Windhauch bewegen und aussehen wie an den Ästen hängende Taschentücher. Er wird auch Taubenbaum genannt, weil...
Die Krokuswiesen am Möltner Joch
Anfahrt : Mit dem Auto über Hafling und Vöran bis Mölten, dort bergwärts hinauf zum kostenpflichtigen Parkplatz Schermoos (= Sattel zwischen Mölten und Flaas); von Terlan nach Mölten und weiter zum Parkplatz; von Hafling mit dem Tschögglbergbus. Wegverlauf : Vom Parkplatz Schermoos (1.440 m) gehen wir kurz auf der Straße weiter, biegen dann links ab (Nr. 5) und folgen der asphaltierten Straße bergwärts bis zum Reiterhof Oberfahrer (1.528 m). Nun wenden wir uns an der Weggabel wieder nach links (Hinweis „Möltner Kaser“) und wandern auf breitem Weg zuerst durch Lärchenbestände und dann über freies Gelände aufwärts zu einem ersten Wetterkreuz und weiter zum Möltner Joch (1.733 m; hier...
Essbare Pilze und ihre giftigen Doppelgänger
In diesem 2. Teil möchte ich einige Pilze vorstellen, die im Allgemeinen als „sicher“ oder „unverwechselbar“ gelten, was aber nicht so ist. Beginnen wir mit den Morcheln. Ob Spitzmorchel (Morchella conica), Hohe Morchel (Morchella elata) oder Speisemorchel (Morchella esculenta), es sind Pilze, die sehr früh (Spätfrühling bis Frühsommer) wachsen und auch deshalb vielleicht als besondere Leckerbissen bekannt sind. Dies, obwohl laut letzten Studien ihre Essbarkeit nicht mehr so sicher ist. Es wurden einige Vergiftungsfälle festgestellt, die durch den Verzehr von Morcheln hervorgerufen wurden, allerdings nach dem Genuss von großen Mengen. In unserer Kochkultur, wo Pilze fast ausschließlich als Beilage, also in relativ...
Nicht wörtlich zu nehmen
Kontrolle. Pate dieser guten alten Redewendung standen die Vertreter des Böttcherhandwerks: Wenn bei Fässern Randeinfassung und Bänder locker geworden waren, fielen die Seitenbretter oder Dauben auseinander. Die Redewendungen sind ein Sprachschatz eigener Art: Einerseits versinnbildlichen sie Vorstellungen, Gebräuche und Einrichtungen aus früheren Zeiten; andererseits verdeutlichen sie, was jemand hier und heute ausdrücken will. Sie bilden also eine sprachliche Brücke zu kulturellen und gesellschaftlichen Verhältnissen, die uns häufig schon sehr fremd geworden sind. Insbesondere menschliche Marotten und Unzulänglichkeiten werden in bildhaftem Handlungsbezug veranschaulicht. Auf großem Fuße leben: Der Ausdruck ist...
Dorfmann gerettet, den Rest erledigt Stauder
Was war das wieder für eine Nachrichtenwoche! Eine Achterbahn der Gefühle. Gerade war ich noch im Tal der Tränen, weil Amadeus die RAI verlässt, also nicht das Salzburger Wunderkind Wolfgang Amadeus, sondern der Fernsehmoderator. Den italienischen Medien zufolge eine nationale Katastrophe. Entsprechend nach hinten geschoben wurde die Lage im Gaza-Streifen. Aber dann haben zum Glück die guten Nachrichten wieder die Oberhand gewonnen. Herbert Dorfmann wird Südtirol wieder in Brüssel vertreten. Südtirols Interessen. Also die Interessen eines Teils der Südtiroler und Südtirolerinnen. Was habe ich wochenlang gezittert, weil das Abkommen mit Forza Italia immer wieder hinausgeschoben wurde. Um Himmels willen, habe ich gedacht, wenn wir den...
Worte und Wörter
„Mir fehlen die Wörter“, meint ein aufgebrachter Museion-Besucher nach der Konfrontation mit dem grünen Frosch. Sollten ihm wirklich die Wörter fehlen, müsste er nur im Wörterbuch nachschlagen. Allerdings: Wenn er nicht weiß, was er sagen soll, dann fehlen ihm wahrscheinlich die Worte, nicht die Wörter. Man spricht nämlich von Wörtern, wenn diese im eigentlichen Sinne, als kleinste grammatische Einheit eines Satzes, gemeint sind. So besteht ein Satz aus mehreren Wörtern. Viele deutsche Wörter sind mit englischen Wörtern verwandt. Der PC fragt nach Passwörtern, nicht nach Passworten. Worterklärungen finden wir in einem Wörterbuch, nicht in einem Wortebuch. Unter Worten hingegen versteht man...