Die Weichen für die Mobilität sind gestellt
Im Frühling 2015 von Dr. Luis Fuchs
Großer Bahnhof wurde vorige Woche zum Jubiläum „10 Jahre Vinschger Bahn“ den Ehrengästen in Meran bereitet. Zwei bahnbrechende Abkommen sind unterzeichnet worden, Landeshauptmann Kompatscher sprach von einem „Quantensprung“ in Südtirols Bahnverkehr und einem „historischen Meilenstein“. Im Gegenzug scheint sich der Bozner Flugbetrieb auf dem Abstellgleis zu befinden, denn im Sommer soll kein Flieger mehr nach Rom abheben. Am Boden zu bleiben ist anscheinend zukunftsträchtiger, denn für die Elektrifizierung der Vinschger Bahn sind nicht weniger als 55 Millionen Euro vorgesehen, der Meraner Bahnhof wird also zum Mobilitätszentrum.
Nicht wenige bildhafte Begriffe aus dem Eisenbahnbetrieb sind in die Alltagssprache eingegangen. So äußerte sich der Landeshauptmann zuversichtlich anlässlich des Staatsbesuches von Matteo Renzi in Bozen: „Ernte nicht im Stadel, aber Weichen dazu gestellt.“
Es ist höchste Eisenbahn, sagte man früher, um darauf hinzuweisen, dass es höchste Zeit sei. Einstmals gab es nicht landesweite Zeitzonen, sondern jede Stadt hatte eine eigene Lokalzeit. Um Fahrpläne erstellen zu können, sahen sich die Eisenbahngesellschaften gezwungen, ihre eigenen einheitlichen Zeiten einzuführen. Die einzelnen Ortszeiten wurden in Deutschland dann erst im Jahre 1893 abgeschafft. Beim Versuch mit Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen, können wir uns manchmal des Eindrucks nicht erwehren, dass sie nur Bahnhof verstehen. Diese Wendung geht vermutlich auf die Soldaten zu Ende des 1. Weltkrieges zurück, die nur noch „Bahnhof“, d. h. Entlassung und Heimfahrt hören wollten. Auf den fahrenden Zug springt auf, wer sich einem Erfolg versprechenden Trend anschließt. Es kommt dann auch vor, dass einer, wie sich letzthin herausgestellt hat, als gutgläubiger Aktionär der Südtiroler Sparkasse zu spät bemerkt, dass er im falschen Zug sitzt. Die Notbremse zu ziehen, ist in solchen Fällen auch nicht mehr hilfreich.
Nach Absolvierung eines Schmalspurstudiums tritt manch einer umso breitspuriger auf. Ebenso auf den Eisenbahnbetrieb zurückzuführen ist der Ausdruck Hemmschuh. Es war ursprünglich ein metallener, keilförmiger „Bremsklotz“, der beim Rangieren auf die Schiene aufgelegt wurde, um die Räder zu blockieren und den Waggon zum Stillstand zu bringen.