Der Weg eines Möbelstücks über die Alpen
Im Frühling 2023 von Dr. Luis Fuchs
Die Großbank Credit Suisse, das Aushängeschild der Schweiz, gehörte bis vor Kurzem zu den wichtigsten Geldhäusern in Europa. Die Kreditanstalt hatte dereinst in den 1880er-Jahren für die ersten Schweizer Bahnlinien, so auch für den Eisenbahn-Gotthardtunnel als Beteiligungsgesellschaft fungiert. Nach Monaten voller Turbulenzen und großen Verlusten wird nun die Credit Suisse von der Schweizer Großbank USB für drei Milliarden Dollar übernommen.
Wie kam es dazu, dass das Wort „Bank“ gleich zwei unterschiedliche Bedeutungen hat? Im älteren und eigentlichen Wortsinne versteht man unter einer „Bank“ ein Sitzmöbel für mehrere Personen. Ebenso wird ein Unternehmen, das Geldgeschäfte vermittelt, als „Bank“ bezeichnet.
Das althochdeutsche „banc“ gelangte zur Zeit der Völkerwanderung in den romanischen Sprachraum. Im Altitalienischen bezeichnete „banco“ wie im Germanischen zunächst ein Sitzmöbel, später dann den Rechentisch, über den Geldwechsler und Geldverleiher auf Märkten ihre Geschäfte abwickelten. Ergab sich, dass ein Geldwechsler seine vertraglichen Verpflichtungen nicht erfüllen konnte, wurde der Tisch zerstört. Von der „banca rotta“, wörtlich „zerschlagener Tisch“, leitet sich der Begriff „Bankrott“ ab. Die Zahlungsunfähigkeit eines Schuldners bezeichnen wir umgangssprachlich auch als „Konkurs“ oder „Pleite“.
Zur Zeit der italienischen Renaissance, als in Florenz und Venedig die ersten modernen Geldhäuser Europas entstanden, wurde die Bezeichnung auf das Kreditinstitut als solches übertragen. Zu den größten Banken dieser Epoche gehörte der „Banco Medici“, der Filialen in den großen Städten Europas unterhielt. In dieser neuen Bedeutung gelangte das Wort „Bank“ zurück nach Deutschland und fand Eingang in andere europäische Sprachen: im Englischen als „bank“ und im Französischen als „banque“.