Wellness anno dazumal (Teil 1)
Ulten, das Tal der Bäder
Im Sommer 2019 von Dr. Elfriede Zöggeler-Gabrieli
Die Geschichte des Badens reicht bis in die vorchristliche Zeit zurück, in welcher die antiken Kulturen viel Aufwand für Hygiene betrieben; Griechen und Römer hatten schon Badewannen aus verschiedenen Materialien wie Marmor, Terracotta, Holz und Metall und im Orient entwickelten sich die türkischen Bäder oder Hammams.
Durch die Kreuzzüge im Hochmittelalter brachten die Ritter die Idee vom geselligen Baden nach antikem Vorbild und orientalischer Gepflogenheit auch in die Gebiete der Alpen.
Als erstes Badegefäß im Alpenraum verwendete man einen ausgehackten Baumstamm, später folgten Holzzuber, emaillierte Stahlbadewannen oder gusseiserne Wannen bis hin zu Wannen aus verzinktem Eisenblech oder aus steinernen Materialien wie Marmor.
Es gab aber auch Zeiten, da waren Wasser und Waschen verpönt. Etwa ab dem 16. Jahrhundert wurden die mittelalterlichen Bäder aus Angst vor Seuchen geschlossen. Die Leute nahmen an, das Wasser dringe durch die Haut in den Körper und schädige die Organe. Im prunkverliebten Zeitalter des Barock und Rokoko wurden die unangenehmen Körpergerüche mit Puder, Parfum und Perücke zu überdecken versucht. Doch mit Beginn der Moderne kehrten die alten Traditionen zurück.
An meist entlegenen Orten entstanden Wallfahrtskapellen und einfache Badehäuser neben Quellen, denen wundersame Heilkräfte zugesprochen wurden, so auch im Ultental.
Der Gründer des Ultner Talmuseums, Gottfried Oberthaler (1932-2002), berichtet in seinem Buch „Das Ultental und seine Bäder: eine Historie in Wort und Bild“ von einst neun Heilbädern in diesem Tal. Das älteste und berühmteste darunter ist Mitterbad bei St. Pankraz. Immerhin, mit Bad Lad, Lotterbad, Mitterbad und Bad Überwasser nennt das mit einer Länge von etwa 40 Kilometern langgestreckte Ultental ganze vier Mineralwasserquellen sein Eigen. In diesem wasser- und waldreichen Gebiet entstand schon früh eine Bäderkultur, die teils bis weit hinein in das 20. Jahrhundert florierte.
Bereits die Namen weisen auf den Großteil des Kundenstockes hin: Man unterschied nämlich zwischen Herrenbadln, Bauernbadln und Lotterbadln, wobei in erstere die vornehme Gesellschaft, in die zweiten die bäuerliche und in die Lotterbadln vorwiegend die einfache Bevölkerung zur Kur kam (Lotterer wurden die ärmeren Leute genannt).
Bad Lad
Ein Bauernbadl war Bad Lad, das als „Ladsguat“ 1357 erstmals urkundlich aufscheint. Der Beginn seiner Badekultur ist nicht bekannt, allerdings weiß man, dass sie bis 1948 betrieben wurde. Die Heilquelle mit ihrem erhöhten Eisen- und Mangangehalt wurde erstmals 1777 näher beschrieben. Ihre heilsame Wirkung zeigte sich vor allem bei rheumatischen Erkrankungen und Blutkrankheiten.