Eine Heldengeschichte und ein Hundeschicksal
Im Winter 2024 von Robert Asam
Wie jedes Jahr findet in Meran die Gedenkfeier für Andreas Hofer statt. Dann sammeln sich Schützenkompanien und Abordnungen aus allen Teilen Tirols und marschieren zum Denkmal am Bahnhofsplatz. Die Front wird abgeschritten, heißt es in der Ankündigung. Ich hatte es nie so mit uniformiert im Gleichschritt marschieren. Front? Wo? Bei uns jetzt auch? Aber alles bleibt ruhig. Der Schützenpriester zelebriert den Wortgottesdienst. Er wünscht sich vom lieben Gott, dieser möge doch allen Frauen und Männern, die in unserem Land Verantwortung tragen, „die rechte Gesinnung“ geben. Nichts für ungut, Herr Pfarrer, aber da ist der liebe Gott – sofern er dafür wirklich verantwortlich sein sollte – der Predigt zuvorgekommen. Kurz nachher höre ich aus dem Mund desselben Pfarrers ein „kehrt um“. Hat er etwa Meinung geändert? Nein, er war schon bei einem anderen Thema.
Dann war die „Miss der Herzen 2022“ an der Reihe. Als der Hofer noch gegen Napoleon kämpfte, war eine Marketenderin eben eine Marketenderin. Aber auch an den Schützen ist die neue Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Also gut, dann eben Miss Marketenderin. Die junge Dame spricht Begrüßungsworte und kündigt den Festredner an, der das Publikum mehrmals darüber aufklärt, er habe seine „Zettel“ durcheinandergebracht, was letztlich nicht weiter störte, weil Philipp Burger über Heimat, Heimatliebe, Heldentum, Liebe zur Heimat, Heimat allgemein und den Helden im Besonderen sprach. Da war es ziemlich wurscht, wann welcher Zettel zum Einsatz kam.
Aber der Festredner hatte noch einen Zettel, äh, Pfeil im Köcher. „Die linken Medien im Land“ hätten über den Hofer etwas anderes erzählt als ihm seine Eltern und Großeltern. Spätestens jetzt wünschte ich mir die „Miss der Herzen 2022“ zurück ans Rednerpult. Auch Sepp Messner-Windschnur hätte mit einem Lied die Situation retten können: Zettel, Zettel, Zettel.