Dr. Schär
Der Weg zum Welterfolg
Im Herbst 2017 von Eva Pföstl
In Burgstall sitzt der Weltmarktführer für glutenfreie Produkte: Dr. Schär. Das Unternehmen produziert für Zöliakiebetroffene verträgliches Brot, Nudeln, Mehl- und Backmischungen, Snacks, Frühstückscerealien sowie Tiefkühlprodukte. Hinter dem Unternehmen steht Ulrich Ladurner aus Meran – zweifellos einer der Großen der Südtiroler Wirtschaft! (siehe Interview). Er gilt als einer der Visionäre in Südtirols Unternehmerlandschaft.
Als der gelernte Drogist 1980 in den kleinen Betrieb einstieg, der Produkte für gesunde Ernährung für Kleinkinder herstellte, hatte er das richtige Gespür: In Zusammenarbeit mit Ärzten und Zöliakievereinigungen entstand erstmals eine vollständige glutenfreie Produktlinie unter dem Markennamen „Schär“. Heute führt das Unternehmen insgesamt 15 eigene Produktions- und Vertriebsstandorte in neun Ländern und beschäftigt insgesamt mehr als 1.250 Mitarbeiter, davon 320 in Burgstall. Seit 2013 stellt Dr. Schär zudem diätetische Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke her. Der Umsatz des Unternehmens betrug 2016 etwa 335 Millionen Euro.
Rund ein Prozent der Bevölkerung leidet unter Zöliakie. Bei Zöliakie verursacht das Klebereiweiß Gluten, das in Getreidesorten wie Weizen, Roggen oder Gerste natürlich vorkommt, eine chronische Entzündung im Dünndarm, sodass die Schleimhaut geschädigt wird und kaum mehr Nährstoffe aufnehmen kann. Vitamin- und Mineralstoffmangel sind die Folge. Bislang gibt es nur eine Therapie: eine glutenfreie Ernährung.
Am Beginn stand der Wunsch, zu experimentieren
Die historischen Wurzeln des Unternehmens reichen bis in die 20er-Jahre zurück. Im Jahr 1922 haben der Innsbrucker Sprengelarzt Dr. A. Schär und der Bozner Unternehmer Untertrifaller erstmals unter dem Markennamen Dr. Schär Produkte für die gesunde Ernährung von Kleinkindern vertrieben. Bis zum Jahr 1972 blieb der Sortimentschwerpunkt erhalten. 1979 übernahm der Meraner Ulrich Ladurner die Marke, richtete das Unternehmen neu aus und 1981 konnten zum ersten Mal glutenfreie Diätprodukte vom Unternehmen Dr. Schär auf den Markt gebracht werden. Fünf Jahre später übersiedelte der Betrieb in eine neue Halle in Untermais und begann dort, industriell zu produzieren. Das war – trotz Zinsen in Höhe von damals rund 20 Prozent – der Beginn eines dauerhaften Aufstiegs zum europäischen Marktführer. Fortan wurde das Sortiment zu einer vollständigen glutenfreien Produktlinie ausgebaut. Im Jahr 1990 wurde das Unternehmen Marktführer in Italien.
Vom Familienunternehmen zum Global Player
Heute ist das Unternehmen in Europa und weltweit in über 85 Ländern vertreten. Der Marktanteil liegt in Europa bei ca. 35 bis 40 %, in Deutschland bei ca. 50 % und in Italien bei ca. 34 %. Seit 1996 befindet sich die Zentrale in Burgstall, wo Ladurner das Betriebsgebäude der in Konkurs gegangenen Firma Jägermeister Italien von Karl Schmid erworben hatte. In Burgstall arbeitet die Firma Dr. Schär auf einem 1.832 Hektar großen Areal. Hier ist das Hauptquartier der Gruppe, hier sitzt der Kopf des Unternehmens (mit Marketing, Verwaltung, Produktentwicklung und Vertrieb), hier läuft etwa ein Drittel der selbst hergestellten Produkte vom Band. Eine Entwicklung, die sichtlich beeindruckt. Immer wieder kommen Delegationen von Ministern zu Besuch, um sich einen Einblick in dieses Erfolgsunternehmen zu verschaffen.
Tochtergesellschaften
Zur Tochtergesellschaft Dr. Schär GmbH in Deutschland gehören gleich drei Produktionsstätten, nämlich der Sitz im hessischen Dreihausen und der Thüringer Standort Apolda. Daneben gibt es noch Rosbach – hier werden Aminosäuren für die Marke Mevalia hergestellt. Weitere Tochtergesellschaften sind die Dr. Schär UK Ltd. in England, die Dr. Schär España S.L.U in Spanien, die Dr. Schär France in Frankreich, die Dr. Schär Austria in Österreich, Dr. Schär USA Inc. in den Vereinigten Staaten, die Dr. Schär Brasil Ltda in Brasilien, und die Dr. Schär Medical Nutrition GmbH in Deutschland. Dies ist das Ergebnis einer konstant aufrecht erhaltenen Investitionsstrategie zugunsten neuer Technologien, Produktionsinnovationen und Qualitätsverbesserungen.