Peppi Tischler
Den „Schnauzer“ macht er mit links:
Im Herbst 2019 von Eva Pföstl
Komplexe Zusammenhänge mit einer zündenden grafischen Idee auf den Punkt zu bringen, diese Kunst beherrscht er wie kaum ein anderer in unserem Land. Peppi Tischler stellt heute eine Ikone für die Südtiroler Kultur dar, nachdem er jahrzehntelang mit Intelligenz und Scharfsinn das politische und soziale Geschehen unseres Landes mit seinen Karikaturen interpretiert hat. Er ist der Vater einer Südtiroler Kultfigur, für die es keine Worte zur Vorstellung braucht: der Schnauzer. Jeder Südtiroler kennt das Männlein mit dem Tschöggelberger Hut, dem markanten Oberlippenbart und den etwas zu kurzen Beinen, das tagtäglich auf kritisch-ironische Weise zum Geschehen im Land und in der Welt Stellung nimmt. Über 20 Jahre lang erschien der Schnauzer mit Texten der Redakteure in der Tageszeitung „Dolomiten“ und seit fünf Jahren bei der „Südtiroler Tageszeitung“. Auch auf facebook ist er mittlerweile zu sehen. Neben seinem „Schnauzer“ hat Tischler in den letzten Jahren aber auch tausende Zeichnungen und Illustrationen entworfen, die alle seine unverwechselbare Handschrift tragen. Tischlers Werke gefallen nicht nur in Südtirol: Vom Süden bis in den hohen Norden finden seine Strichzeichnungen Anklang. Das italienische Wochenmagazin „L’Espresso“ hat Tischlers Karikaturen ebenso veröffentlicht wie die Hamburger „Zeit“, der „Focus“, der Wiener „Standard“ und andere mehr.
Peppi Tischler ist gebürtiger Latscher, aber geprägt hat ihn Meran – das Flair, die Gesellschaft und die Widersprüchlichkeiten unserer Stadt. Peppi hat bereits in der Schule einen Hang zu Karikatur und Satire entwickelt und die Opfer waren meistens die Lehrer. Manchen hat es gefallen, andere waren erbost. Richtig angefangen zu zeichnen hat er nach dem Militärdienst, einfach weil es ihm gefallen hat. „Dass ich Karikaturen gemacht habe, kommt sicherlich auch daher, dass ich schon seit fast 50 Jahren aktiv bei der Gestaltung der Laute (= Meraner Faschingszeitung) mitmache“, erzählt er in unserem Gespräch.
Sein „Schnauzer“ ist vor einem Vierteljahrhundert auf Anregung des bekannten Journalisten Robert Asam entstanden. Er hatte Peppi vorgeschlagen, eine Art Hofnarr für die Tageszeitung „Dolomiten“ zu erfinden, der den Lesern unverblümt die Wahrheit sagen könnte. Tischler kreierte daraufhin den kleinen Mann mit Tschöggelberger Hut, Riesenschnauzer und schwerem Schuhwerk.
Inzwischen sind Jahrzehnte vergangen und vieles hat sich verändert – dem Peppi jedoch fällt immer noch jeden Tag etwas ein. Seine Quelle ist fast ausschließlich das Alltagsgeschehen. Steht eine Idee zu einem Thema, geht es an die Ausarbeitung. „Ich kann eigentlich immer zeichnen. Jede Nachricht, die mich trifft, übersetzt sich sofort in ein Bild“, sagt er. Peppis große Begabung, Charakterzüge mit einigen Strichen herauszuarbeiten, kommt aus der Lebenserfahrung, aus seiner guten Menschenkenntnis und aus der stillen Beobachtung. Sein Bleistift und seine Feder übertragen die mit Röntgenblick erfassten Charaktere der Zeitgenossen (im weitesten Sinne) blitzschnell aufs Papier. Und dies immer mit der linken Hand.
Die Kraft der Karikatur
Es sind nicht nur die Sujets, die typischen Gestalten seiner Figuren und Objekte, sondern vor allem seine Strichzeichnungen, der typische Zeichenstil, die seine Werke auch für Laien unverkennbar machen. Wer sich je mit einem Bild bzw. einer Karikatur von Peppi befasste, der wird auch in Zukunft einen „Peppi Tischler“ mit einiger Sicherheit erkennen.