Mit Nettigkeiten gegen Hassbotschaften
Im Herbst 2019 von Dr. Luis Fuchs
„Umgangsformen sind Formen, die zunehmend umgangen werden.“ Der Kabarettist Oliver Hassencamp spielte mit dem Satz auf den zunehmenden Werteverfall im zwischenmenschlichen Verhalten an. Mit Beleidigungen, Verletzungen, Bedrohungen vergiften Hetzer in den sozialen Medien das gesellschaftliche Klima. Als „Hate Speech“ werden derartige Hassbotschaften bezeichnet.
Für mehr Freundlichkeit in der Welt zu sorgen, setzten sich Japaner zum Ziel und luden im Rahmen der Welt-Nettigkeitsbewegung 1998 zur ersten Konferenz nach Tokio; seitdem wird alljährlich am 13. November der Welt-Nettigkeitstag oder World Kindness Day begangen. Die Bewegung möchte erreichen, dass die Menschen freundlicher im Umgang miteinander sind und somit eine allgemein freundlichere Welt entsteht.
Geht die Rede von einer „netten“ Person, so stellen wir uns einen freundlichen, liebenswerten, hübschen Menschen vor. Das Adjektiv „nett“ ist aus dem französischen „net“ in der Bedeutung von „sauber, rein, klar“ entlehnt. Es ist identisch mit dem italienischen „netto“ im Sinne von „rein, glatt, unvermischt“, das wiederum auf das lateinische „nitidus“ zurückgeht und „glänzend, schmuck“ bedeutet. Der Ausdruck „netto“ für „ohne Abzug, ohne Verpackung“ wurde als Wort der Kaufmannssprache aus dem Italienischen übernommen.
Empfehlungen für respektvolles Benehmen in der elektronischen Kommunikation sind im Begriff „Netiquette“ beschrieben. Der Ausdruck ist ein sogenanntes Kofferwort aus dem englischen „net“ für das Netz und der französischen „etiquette“ für Verhaltensregeln. Da es sich hierbei nur um Empfehlungen handelt, die zwar von vielen Netzteilnehmern als sinnvoll erachtet werden, hat die Netiquette keinerlei rechtliche Relevanz. Durchaus hilfreich sind einige Tipps, wie man das Netz effizient und zur Zufriedenheit aller benutzen soll. Man vergesse niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt. Deshalb ist Höflichkeit oberstes Gebot; es gilt also, nie etwas zu schreiben, was man dem Adressaten nicht auch vor anderen Leuten ins Gesicht sagen würde. Dass niemand gerne mehrere hundert Zeilen lange Artikel liest, ist begreiflich; ein Text ist kurz und prägnant zu formulieren. Bei einigen Internet-Anbietern verbergen die Nutzer ihre wahre Identität hinter einem Pseudonym, um mit Attacken herablassenden oder beleidigenden Inhalts gegen Personen und Institutionen zu Felde zu ziehen. Nutzer sollen sich also mit ihrem wirklichen Namen zu ihren Äußerungen offen bekennen. Wann ist „du“ und wann ist „Sie“ angebracht? Wer selbst siezt, will gesiezt werden, wer duzt, will selbst geduzt werden.