Editorial 21/2015
Im Herbst 2015 von Margareth Bernard
Ein Besuch auf dem Friedhof gilt meist dem Grab der Angehörigen. Dabei kann man sich der Ausstrahlung dieses besonderen Ortes nicht entziehen. Er weckt Erinnerungen – oft auch schmerzliche – an zerrissene Bande, an Abschied und Verzweiflung, aber auch an schöne Stunden mit Verwandten, Freunden und Bekannten, die dort ihre letzte Ruhestätte haben. Er macht uns aber auch auf besondere Weise bewusst, wie vergänglich alles Irdische und wie sinnlos unser Streben nach Reichtum, Besitz und Erfolg im Grunde genommen ist. Manche Gräber am Friedhof erinnern den Besucher an bekannte Persönlichkeiten, die in ihrem Leben mit besonderen Fähigkeiten oder beherztem Tun Zeichen gesetzt haben, welche die Erinnerung an sie nicht verblassen lassen. Im evangelischen Friedhof, dessen Geschichte Johannes Ortner in einem Beitrag zusammengefasst hat, finden wir mehrere solche Grabsteine. Dadurch erhielt der Friedhof den Status eines einzigartigen historischen Archivs der Kurgeschichte unserer Stadt.
Wenn nebeliges Herbstwetter oder düstere Tage unser Gemüt belasten, dann hilft meist ein Spaziergang, vielleicht sogar ein botanischer Spaziergang in Begleitung von Wilhelm Mair, der in seiner Rubrik diesmal die Trauerweide vorstellt, die wegen der nach unten hängenden Zweige als Symbol der Trauer gilt, weshalb sie sehr oft auf Friedhöfen zu finden ist
All jenen, die in der Trauer und im Schmerz über den Verlust eines Angehörigen nicht allein sein möchten, bietet die Caritas Hospizbewegung die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen zu treffen, und zwar in den sogenannten Trauercafès. Die nächsten Termine finden Sie in unserer Zeitung.
Bleibt zu wünschen, dass Sie bei einem Trauerfall nicht mit abgedroschenen Phrasen überhäuft werden, wie das manchmal vorkommt, wohl auch, weil Freunde und Bekannte mit der Rolle des Trösters überfordert sind. Luis Fuchs nimmt in seiner Rubrik diesmal Phrasen kritisch unter die Lupe, aber auch bildhafte Redewendungen, deren ursprüngliche Bedeutung wir nicht mehr kennen und mit deren sorglosem Umgang manche Menschen weit übers Ziel hinausschießen.