Gärtnerei Wielander
Zwischen Tradition und Moderne, Natur und Technik
Im Frühling 2017 von Eva Pföstl
Es gibt Dinge, die man lernen muss, und es gibt Dinge, die einem in die Wiege gelegt werden. Ulli Larcher hat die Passion und das Handwerk fürs Gärtnern von ihren Eltern mitbekommen. Sie und ihr Mann Michael Strickner führen eine der traditionsreichsten und größten Gärtnereien in Meran und Umgebung. Seit drei Generationen ist die Gärtnerei im Familienbesitz, und die Erfahrung und das Wissen werden innerhalb der Familie, von Generation zu Generation, weitergegeben.
Es ist ein eindrückliches und farbenfrohes Bild, das sich einem in Wielanders Gärtnerei bietet. Man bewegt sich beim Gang durch die Gewächshäuser in einem Meer von Blüten, die in allen möglichen Formen und Farben um die Gunst des Auges buhlen. An diesem Tag empfängt mich Ulli Larcher, Gärtnermeisterin und Floristin, schon früh am Morgen in der Gärtnerei. Die Kälte im ungeheizten Teil der Gärtnerei spürt man schon nach kurzer Zeit. „Blumen mögen das sehr“, erklärt sie und sie selbst scheint es auch nicht weiter zu stören. Gut verpackt in Jeans, Daunenweste und einem Schal lacht sie übers ganze Gesicht und ihre Hände sind ständig in Bewegung. Es gibt viel zu tun, sie packt‘s an. Ulli ist verantwortlich für den administrativen Teil der Gärtnerei, für den Einkauf und für den Floristikbereich. Ihr Mann kümmert sich um den Gartenbau und den Bereich Landschaftspflege. Ein Obergärtner ist verantwortlich für die Produktion in den Glashäusern und die Grabbetreuung auf dem Friedhof.
Vom Wachstum einer Gärtnerei
1948 wurde die Gärtnerei von Wilhelm und Caroline Wielander als Familienunternehmen gegründet. Begonnen hat alles mit Gemüseanbau. „Die Anfangszeiten waren schon recht hart für meine Großeltern”, erzählt Ulli. „Mit drei kleinen Kindern an der Hand fuhr meine Großmutter jede Woche zu den Wochenmärkten im Vinschgau und verkaufte die Produkte.” Später wurde das Sortiment erweitert. Es kamen blühende Pflanzen dazu und auf Pump wurden Bäume in einer Baumschule in Pistoia gekauft. Der bisherige Gemüseanbeu wurde ergänzt durch ein vielfältiges Angebot, das im Glashaus herangezogen wird. Mit viel Enthusiasmus begann Wilhelm Wielander sogar, Champignons zu züchten. Leider kein sehr lukratives Geschäft. „Meine Mutter träumt heute noch von Champignons, deren Anbau in dunklen und warmen Räumen erfolgte, in denen es penetrant nach Pferdemist roch”, erzählt die Jungunternehmerin lachend.
Schön früh übergab Wilhelm Wielander den Betrieb an seine Tochter Sigrid Wielander, eine der drei Töchter des Gründervaters. Sie übernahm gemeinsam mit ihrem Mann Helmut Larcher, ebenfalls Gärtner, den Betrieb.
Mit ihren innovativen Ideen, ihrer Fachkenntnis und ihrer Leidenschaft erweiterten und erneuerten sie den erfolgreichen Familienbetrieb. Das Unternehmen wuchs, neue Glashäuser und großzügige Produktionsflächen entstanden.
Heute, in der dritten Generation, leitet Ulli das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Ehemann. Auf einer Betriebsfläche von insgesamt 1 ha, mit einer Hochglasfläche von 4.500 m², einem Geschäftsbereich von 450 m² sowie einer Freilandfläche von 5.500 m² sorgen etwa 20 festangestellte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, darunter vier Lehrlinge, mit ihrem Know-how für einen effektiven Bertriebsablauf. Und der besteht, vor allem wegen des umfangreichen Sortiments, überwiegend aus Handarbeit. Die unterschiedlichen Arbeiten bei der Anzucht und Pflege lassen sich auch in der heutigen Zeit zu einem großen Teil nicht von Maschinen erledigen. „Darum nehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns eine zentrale Rolle ein. Was zählt, ist das Verständnis, das Wissen und die Erfahrung im Umgang mit den unterschiedlichen Pflanzen“, unterstreicht die junge Unternehmerin.
Dem Kunden etwas Besonderes bieten
Ulli Larcher setzt auf Eigenproduktion und regionalen Zukauf. Ein vielfältiges Sortiment an Saisonware wie z.B. Beet- und Balkonblumen, Zyklamen, Weihnachtssterne und vieles mehr, werden das ganze Jahr über in Eigenproduktion unter Glas kultiviert. Um ein qualitativ hochwertiges Sortiment produzieren zu können, werden die Stecklinge und Jungpflanzen „von Hand“ aufgezogen. Die Pflänzchen werden zunächst einzeln getopft. Damit sie wachsen und sich prächtig entfalten können, müssen die Gärtner jede einzelne Pflanze „rücken“. Das heißt, je nach Art und Sorte werden im Laufe der Zeit immer weniger Pflanzen pro Quadratmeter gestellt. Nur so bekommen die Pflanzen ausreichend Licht und eine kompakte runde Wuchsform. Bei zu wenig Platz würden die Pflanzen lang und schmal nach oben wachsen, wären im unteren Bereich sehr ausgedünnt, instabil und hätten keine schöne Wuchsform. Zum Abschluss werden die Pflanzen von Hand ausgeputzt und etikettiert, bevor sie schließlich in den Verkauf kommen.
Diverse Beet- und Balkonpflanzen, Gemüse-Jungpflanzen und Containerware der Baumschule befinden sich im Freiland der Gärtnerei.
Alles, was nicht selbst produziert wird, kann bestellt werden. So kommen Zimmerpflanzen aus Holland, Obstbäume, Ziersträucher und Rosen werden von guten Fachbaumschulen aus Norddeutschland und Pistoia bezogen, und mediterrane Pflanzen aus Sizilien.
„Wir sind ein klassischer Endverkauf”, sagt Ulli Larcher, „denn wir bieten eine große Auswahl an Floristik und Zierpflanzen und sind auch im Garten- und Landschaftsbau sowie in der Friedhofspflege tätig. Optimiert wird das Sortiment mit Boutique- und Geschenkartikeln. Abgerundet wird es mit einer kompetenten Beratung und einem zuverlässigen Service. Wir sind stolz auf unser vielfältiges Angebot, das auch unserem Kundenstamm entspricht: Privatkunden, Hotels und einige Firmen. 95 % unseres Absatzes besteht aus Detailvermarktung und 5 % aus Engrosverkauf.”
Ökonomische und ökologisch-nachhaltige Balance
Nachhaltiges Handeln steht bei der Gärtnerei Wielander schon seit vielen Jahren im Mittelpunkt von Entscheidungen und der täglichen Arbeit. Die Eigenproduktion und der regionale Zukauf sparen viele LKW-Kilometer.