Ein Koffer voller Wörter
Im Sommer 2010 von Dr. Luis Fuchs
Das Schweizer Unternehmen Hans Buff & Co brachte Sparschweine mit der Bezeichnung Liechtenschwein auf den Markt. Bürger der Steueroase fanden die tönernen Sparbehälter beleidigend, sie wurden daraufhin aus den Regalen genommen. Die Rheintaler Firma entschuldigte sich und bedauerte, dass die humorvoll gemeinte Botschaft auf dem Sparschwein derart falsch verstanden wurde; das „Liechtenschwein“ sei einfach eine Wortspielerei: „Stein“ reime sich nun mal auf „Schwein“. Vielleicht geht die viehische Affäre einmal als Sparschweinerei in die Chronik ein.
Indem Teile von zwei oder mehr Wörtern ineinandergreifen oder aufeinanderfolgen, verschmelzen sie zu einem neuen Wort; so eine Wortmischung nennt man auch Kofferwort. So war beispielsweise Teuro im Jahr 2002 das österreichische Wort des Jahres, es setzt sich aus „teuer“ und „Euro“ zusammen. Mancher Politiker schwört sich auf die Demokratie ein, nach geschlagener Wahl entpuppt sich diese aber als Demokratur. Werden Politiker aufgefordert, zu brisanten Themen Stellung zu beziehen, reden sie sich gern mit einem jein aus; sie halten sich vorsichtshalber alle Optionen offen.
Nicht wenige Wortneuschöpfungen hat uns die EDV-Sprache beschert. Selbst Informatik ist eine Wortkreuzung aus „Information“ und „Automatik“ und bedeutet genau genommen „automatische Informationsverarbeitung“. Die in einer Kartei angelegten Daten sind in der Datei gespeichert. Das „Netzwerk“ mit der „Etiquette“ gekreuzt ergibt den Verhaltenskodex für Benutzer des Internets, eben die Netiquette. Die Screenager, also unsere Netzwerkkinder, haben ihren Laptop auch schon zum Schlepptop umgetauft, sie drücken sich ja so gern auf Denglisch aus.
Gern bedient sich auch die Werbung solcher Kofferwörter, die als Markennamen auftauchen: Osram ist aus „Osmium“ und „Wolfram“ zusammengesetzt, Nescafé aus „Nestlé“ und „Café“. Beim Süßwarenhersteller Haribo leitet sich die Bezeichnung aus den ersten Buchstaben des Begründers sowie des Standortes „Hans Riegel Bonn“ ab. Josef Liebhart gründete 1935 in München die SALEWA GmbH. Der Name stand damals für SAttlerLEderWAren. Als sich 1990 wirtschaftliche Probleme einstellten, übernahm Heiner Oberrauch die Sportartikelmarke und verlegte den Firmensitz von München nach Bozen.