Tyler Brûlé
Der Mann, der ein Flair von Internationalität nach Obermais bringt
Im Herbst 2018 von Eva Pföstl
Der Kanadier Tyler Brûlé hat den Ruf eines internationalen „Style-Papstes“, der von seinem Engagement für Swiss International Airlines bei deren Gründung vor 15 Jahren herrührt. Für seine Mediengruppe „Monocle“, zu der eine internationale Zeitschrift, die Design, Business und Kultur auf hohem Niveau vereint, sowie ein Radiosender und Shops in der ganzen Welt gehören, arbeiten heute weltweit über 150 Angestellte. Wir haben den Medienunternehmer in seinem Shop in Obermais, der von Linda Egger geführt wird, auf ein Glas Wein getroffen.
Meraner Stadtanzeiger (MS): Monocle ist weltweit mit Shops und Büros vertreten – in Zürich, London, Hong Kong, Tokyo und Toronto. Seit 2016 gibt es auch einen Shop in Meran. Warum Meran?
Tyler Brûlé: Ich bin eigentlich per Zufall nach Meran gekommen. Ich war im Engadin, es waren eiskalte Ostertage, ich sehnte mich nach etwas Wärme und wollte eigentlich an den Gardasee fahren. So bin ich über den Ofenpass nach Meran gekommen, es war wunderschönes Wetter und ich habe beschlossen, hier zu übernachten. Die Gegend hat mir sehr gut gefallen, der Mix aus alpinem und mediterranem Flair hat mich begeistert und ich bin dann immer wieder gerne zurückgekommen. Schließlich habe ich mir ein Haus in Obermais gekauft. Etwas später kam mir die Idee, in Meran einen Shop zu eröffnen. Ich ging öfters die Dantestraße entlang, habe das leere Gebäude gesehen und da ich nicht direkt ins Stadtzentrum wollte, aber auch nicht in die Peripherie, war der Standort perfekt.
MS: Was gefällt Ihnen an Meran?
Tyler Brûlé: Die Größe der Stadt finde ich sehr ansprechend, sie ist nicht zu groß, aber auch nicht zu klein und hat alle Geschäfte, die man braucht. Ich mag es auch, dass nicht alles zu perfekt ist wie z.B. im Engadin, wo ich auch ein Haus habe. Die Menschen in Südtirol sind viel sonniger, viel zufriedener als jene im Engadin. Auch im Vergleich zu deutschen Städten ist Meran viel gemütlicher und stimmungsvoller. Die Stadt ist immer noch authentisch, d.h. sie hat nur wenig von ihrer Persönlichkeit und ihrer Eigenheit eingebüßt, auch aus architektonischer Sicht, und man wird in den Geschäften und den Lokalen zum Großteil noch von Einheimischen bedient. Außerdem finde ich den Mix von alpinem und mediterranem Flair besonders anziehend.
MS: Was vermissen Sie in Meran?
Tyler Brûlé: Ich vermisse eine gute, große Bar in Meran, in der ich mich wohlfühle und wo ich abends gute Häppchen usw. bekomme; so wie z. B. die „Schumann`s Bar am Hofgarten“ in München oder eine Bar im Stile des „Zum Schwarzen Kameel“ in Wien. Ich finde, die Südtiroler sollten sich auch mehr auf ihre Eigenheiten besinnen: Es gibt zu wenig typische Lokale in Meran, die gute regionale Produkte anbieten und die vorhandenen Traditionen in den Mittelpunkt setzen. So vermisse ich eine gute, typisch italienische Trattoria mit einem schönen Garten.