Zu Besuch bei Michael, dem jungen Passeirer
Im Herbst 2023 von Dr. Luis Fuchs
Der Advent ist die „stillste Zeit im Jahr“, wie ihn der österreichische Heimatdichter Karl Heinrich Waggerl bezeichnet hat. Er ist auch die Jahreszeit, in der die Krippenbauer in ihren Werkstätten und Stuben geschäftig zu Werke gehen. In Moos in Passeier jedoch beschäftigt sich der erst 14-jährige Michael Graf das ganze Jahr über mit dem Bau von Weihnachtskrippen; er ist landesweit wohl einer der jüngsten kunstsinnig Schaffenden in diesem Bereich.
Bereits an der Mittelschule widmete sich Michael im Fach Technik mit Vorliebe dem Krippenbau. Wann immer es geht, ist er mit Talent, Fleiß und Geschick an der Darstellung des Weihnachtsgeheimnisses zugange. Seine Oma Margareth steht ihm dabei mit Ratschlägen zur Seite. Er legt besonderen Wert darauf, dass die verwendeten Werkstoffe ausschließlich aus in der Natur gewachsenen Grundstoffen bestehen. Hierzu bieten sich die Wälder und Berghänge der Passeirer Hochtäler als reiche Fundgrube an. Auf den Streifzügen sucht und sammelt er Brauchbares an Wurzelwerk, Ästen, Sträuchern und Flechten sowie Mineralien. Aus verwitterten und von der Sonne dunkel gebrannten Brettern fertigt er Dachschindeln, Zaunlatten und Söllerbrüstungen für Stall und Stadel in der Krippe an.
Besonderes Augenmerk richtet er auf die kleinen Details wie Holztröge, Balkongeländer, Türen und Tore. Auch Stiegen und Leitern sind in kunstfertiger Handarbeit angefertigt. Schmucken bäuerlichen Kapellen widmet Michael seine fachkundige Aufmerksamkeit. Die Weihnachtskrippen sind in tirolerisch-heimatlicher Darstellungsart gestaltet. Besondere Verbundenheit zu Natur und Schöpfung kommt in Michaels Kunstwerken zum Ausdruck. Der Atem der Passeirer Wälder, Almen und Bergen durchweht die nachempfundene Geburtsstätte des Christkindes. Michael hat mit Gestaltungsfreude und geschickten Händen bereits ein knappes Dutzend Weihnachtskrippen für Stuben und Wohnzimmer gebaut.