Wetten, was? – Fernsehnostalgie im Advent
Im Herbst 2023 von Robert Asam
Das ist ein Text für Senioren, aber mit Erklärungen für die Jugend. Es geht nämlich um Thomas Gottschalk und „Wetten, dass…?“. Es war die allerallerletzte Sendung. Keine Sorge. Eine kommt noch. Vielleicht auch zwei. Es ist wie bei den Rolling Stones. Auf eine Abschiedstournee folgt die nächste. Ob das eine altersbedingte Zwangsneurose unserer Generation ist? Schon möglich. Udo Jürgens sang einst „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“. Nun, mit 100 ist es mittlerweile noch lange nicht zu Ende. Ob das eine gute Nachricht ist? Ich bin mir nicht sicher. Die junge Leserschaft – falls ich eine habe – reibt sich verwundert die Augen. Wovon spricht er bzw. schreibt er? Woher sollt ihr wissen, was Udo Jürgens gesungen hat und warum wir Baby-Boomer feuchte Augen bekommen, wenn die blonde Plaudertasche Gottschalk die 365. Bagger-Wette ansagt.
„Wetten, was?“ fragt die Nuller-Generation.
Ich erklär ‘s euch. „Wetten, dass…?“ begann immer um Viertel nach Acht und endete, wenn der blonde Lockenkopf vom Sofa aufstand und meinte, er hätte nun lange genug überzogen. Aber egal wie lange die Kollegen und Kolleginnen vom „heute journal“ warten mussten, sie nahmen es ihm nicht übel. Ich bin sicher, im Nachrichtenstudio wurden Wetten abgeschlossen. Wie lange überzieht der Gottschalk diesmal? 30 Minuten oder doch weniger? Und die Zuschauer haben auch mitgespielt. Zuerst knapp drei Stunden „Wetten, dass…?“, dann noch die Nachrichten. Ach so, Zuschauer. Sorry. Damals gab es noch keine Zuschauerinnen. Zuschauer, das waren alle, die vor dem Fernseher saßen, also das Fernsehpublikum, das die Nachrichten immer dann verfolgte, wenn sie im Fernsehen liefen. Echtzeit!
Heute ist das anders. Nur mitgemeint geht nicht mehr und Viertel nach Acht ist ein Optional, ein Angebot. Mehr nicht. Die Nuller-Generation lässt sich nicht vorschreiben, wann sie Nachrichten schaut. Wenn sie überhaupt welche schaut. Schließlich gibt es Tiktok. Auf alle Fälle muss niemand mehr um 20 Uhr zuhause sein, nur weil die „Tagesschau“ beginnt. Es gibt eine Mediathek, das Handy und Netflix.