Editorial 18/2022
Im Herbst 2022 von Eva Pföstl
Die Vielfalt unserer Sprachen ist erheblich bedroht: Von den weltweit 7.000 anerkannten Sprachen ist etwa die Hälfte in Gefahr, komplett zu verschwinden. Prognosen gehen davon aus, dass im 21. Jahrhundert etwa 1.500 Sprachen aussterben werden. Und wie schaut es mit unseren
Dialekten aus? Grundsätzlich besteht oft die Ansicht, dass nur „die alten Leute“ den „richtigen“ Dialekt sprechen. Und wenn diese Menschen sterben, stirbt dann auch der Dialekt? Auf der anderen Seite gibt es auch die These des Dialektwandels. Kann man Dialekte als sprachliche Fossilien bezeichnen oder verändert sich der Dialekt in unserer mobilen und multikulturellen Gesellschaft?
Der Sprachwissenschaftler Franz Lanthaler, bis zu seiner Pensionierung Englischlehrer an einer Meraner Oberschule, hat sich zeitlebens mit Sprache, Sprachbewusstheit und Sprachkultur beschäftigt. Er hat die Sprachlichkeit der Südtiroler zu seinem Lebensthema gemacht – dies mit Kraft, Ausdauer, Weitsicht und Mut zur kritischen Stellungnahme. In ganz besonderer Weise hat er sich unschätzbare wissenschaftliche Verdienste zur Sicherung der Spuren des Dialekts erworben. Es bräuchte mehr Franz Lanthalers in unserem Land, die das sprachliche Erbe mit Kenntnis und wissenschaftlicher Bildung als ihr Anliegen erkennen und in die sprachliche Gegenwart einbringen.
Lesen Sie mehr über die Dialektforschung von Franz Lanthaler in unserer Titelgeschichte.