Zum Auftakt
Im Winter 2009 von Ulrich Ladurner
Wir reden nicht gerne über das Ausland. Mit „wir“ sind nicht alleine die Südtiroler gemeint. Wenige Leute beschäftigen sich wirklich mit dem, was in der Welt vor sich geht. Das scheint ein Paradox zu sein, denn wir leben in den Zeiten der Globalisierung. Eine Entscheidung der Regierung in Peking zum Beispiel kann unser Leben in Europa direkt beeinflussen, eine Bombe in Afghanistan kann unsere Regierung ins Wanken bringen. Doch die Leute schauen kaum hin. Sie möchten einen Beweis dafür? In Zeiten der Globalisierung bauen Redaktionen ihre Auslandsbüros ab. Immer weniger Journalisten berichten aus immer weniger Ländern. Natürlich, es gibt das Internet als Informationsquelle. Dort kann der Leser aus allen Weltteilen eine Flut Informationen finden. Wie jede Flut ist jedoch auch diese überwältigend. Wer von ihr erfasst wird, verliert leicht den Kopf. Um diese Informationsflut zu kanalisieren, um sie so abzuleiten, dass sie fruchtbar wird, dazu braucht es Journalisten – besonders in fernen Ländern, wo die Welt uns fremd ist.
Wir nehmen das Ausland meist nur auf zwei Arten war: Als Vergnügen oder als Bedrohung. Entweder ist es Mallorca oder Afghanistan, entweder sind es eilfertige Hoteldiener, die uns jeden Wunsch von den Augen lesen, oder fanatisierte Gotteskrieger, die uns nach dem Leben trachten. Darin erschöpft sich in der Regel unser Verhältnis zur Welt.
Diese Kolumne möchte das ein wenig ändern. Die Betonung liegt dabei auf „ein wenig“. Denn es ist eine zwar große, gleichwohl sehr schwierige Aufgabe, dem Leser die Welt so zu vermitteln, dass er mit viel Leidenschaft und doch mit einem kühlen Kopf wahrnehmen kann, was außerhalb seines Sichtkreises vor sich geht. Doch ist es den Versuch mehr als wert. Denn jeder von uns erlebt Tag für Tag, dass sich die Welt vor seinen Augen verändert. Das sehen wir an der wachsenden Zahl der Einwanderer, das sehen wir an dem sich verändernden Klima. Es ist viel Welt in unserem alltäglichen Leben, viel Ausland in unserem kleinen Land. Es wird noch mehr werden, Jahr für Jahr. Natürlich macht es Angst, wenn wir einsehen müssen, dass etwas, was tausende Kilometer entfernt geschieht, völlig unerwartet in das scheinbar perfekte Getriebe unseres Alltags eingreift. Aber genau deswegen müssen wir uns dem stellen. Wenn wir versuchen, zu verstehen, was „da draußen“ geschieht, können wir die Furcht verlieren. Diese Kolumne möchte eine kleine Hilfe dafür sein, in dem sie den Lauf der Dinge regelmäßig kommentierend begleitet.