Keine Lust auf Schule oder Angst davor?
Im Herbst 2015 von dialogo
Die von Schulangst betroffenen Kinder werden immer mehr und immer jünger. Oft stellt schon der Weg zur Schule ein Problem dar: Bereits dort werden Grundschüler von Mitschülern erpresst und gemobbt. Dies kann sehr verletzen und dazu führen, dass sich die Schüler vor der Schule fürchten. Um dem Kind bzw. Jugendlichen mit Schulangst helfen zu können, ist es notwendig, diese erst einmal zu erkennen.
Meraner Stadtanzeiger: Frau Cornelia Schmid*, die Schulangst kommt immer häufiger vor. Wie kann man Schulangst Ihrer Meinung nach erkennen?
Cornelia Schmid: Jedes Kind hat einmal Angst vor einem Test, was aber nicht sofort bedeutet, dass es Schulangst hat. Zur Erkennung der Schulangst sind zwei Kriterien grundlegend: Einmal ein plötzlicher und anhaltender Leistungsabfall. Der zweite Hinweis ist, wenn bestimmte Symptome immer nur während der Schulzeiten auftreten und am Samstag plötzlich alles wieder gut ist. Solche Symptome sind Kopf– und/oder Bauchschmerzen, Bettnässen, Schlafstörungen, Albträume, Gereiztheit, Lustlosigkeit, andauernde Müdigkeit, Unruhe und Konzentrationsstörungen.
MS: Wie kann man die Schulangst von der Schulunlust unterscheiden?
Cornelia Schmid: Kinder mit Schulangst schwänzen kaum heimlich, bitten jedoch oft zu Hause bleiben zu dürfen. Sie machen die Hausaufgaben auch nach, wenn sie gefehlt haben. Kinder mit Schulangst fühlen sich nicht in der Lage, in die Schule zu gehen, sie leiden offensichtlich. Sie fühlen sich zu Hause sicher und verbringen lieber dort ihre Freizeit.
Kinder, die keine Lust haben, in die Schule zu gehen, lernen oft nicht so gern, schwindeln und tricksen öfters. Sie schwänzen manchmal heimlich die Schule, da das Angebot mit Gleichaltrigen, mit der Clique zu sein, verlockender ist. In der Früh, vor dem Schulbeginn, sind sie nicht aufgeregt oder ängstlich. Sie verbringen die Freizeit lieber im Freien.
MS: Was können mögliche Ursachen für die Schulangst sein?
Cornelia Schmid: Dies kann mehrere Ursachen haben. Einerseits kann das Verhalten von Mitschülern, wie Mobbing, angstauslösend auf das Kind bzw. den Jugendlichen wirken. Andererseits kann eine Überforderung in der Schule Ursache der Schulangst sein. Schulangst kann sowohl durch überhöhte Ansprüche von Lehrern und/oder Eltern entstehen, aber auch durch unrealistische Vorstellungen und Ziele der Kinder und Jugendlichen selbst. Leistungs- und Prüfungsängste und Lernstörungen können die Schulangst verstärken.
Schulangst kann bei Grundschülern auch als Hintergrundursache eine Trennungsangst von der Hauptbezugsperson haben. Das Kind hängt noch so stark an der Mutter, dass es sich kaum von ihr trennen kann und sich Sorgen um sie macht.