Die öko-sozialistische SVP und der Club der toten Dichter
Im Herbst 2023 von Robert Asam
Von allen Schnellschuss-Analysen, die in den ersten Tagen nach der Landtagswahl gemacht wurden, hat mir jene des Bürgermeisters von Prettau am besten gefallen. Robert Alexander Steger machte „öko-sozialistische Strömungen“ und wenig Platz für konservative Werte für das magere Abschneiden der SVP verantwortlich. Ökosozial ist in Südtirol schon schlimm genug, aber öko-sozialistisch, das geht bei uns im Heiligen Land Tirol gar nicht. Recht hat er. Die braven Südtiroler und Innen wählen keine Partei, in der sich sündiges Gedankengut breit macht. Und wer doch nicht Edelweiß wählt, wählt lieber ein bisschen rechts oder einen sich anarchisch gebenden Sprücheklopfer, also die Landesverteidiger, die uns gegen alles schützen, was wir nicht brauchen. Den Wolf, den Bär und andere Zuwanderer. Wir brauchen auch keine Öko-Sozialisten, also jene, die schuld sind, dass im hinteren Ahrntal, wo sich zufällig Prettau befindet, eine Almerschließung nicht genehmigt wurde. Schon damals hatte der Bürgermeister vor der Öko-Lobby gewarnt. Ich will ihm nicht unterstellen, dass seine Analyse dem Frust über das Abschneiden seines Bezirkes geschuldet ist, oder der Enttäuschung über sein persönliches Wahlergebnis. Wie bekannt, hat es die öko-sozialistische SVP diesmal nur auf 13 Sitze gebracht. Für den 26. der Liste hat es also knapp nicht gereicht. Wenn es aber nicht der Frust war, was dann? Sind ihm Arno Kompatscher und Rosmarie Pamer im Traum erschienen? Ersterer als klebender Greenpeace-Aktivist, die andere in Gestalt von Rosa Luxemburg mit wehender roter Fahne?
Die SVP-Landtagsfraktion hat nach diesen Wahlen zwar einen liberaleren Anstrich, aber eben nur die Fraktion. Koaliert wird am Ende des Tages schon trotzdem…, sagen wir, wertkonservativ. So gesehen besteht kein Grund, die Türen und Fenster zu verrammeln, um ein unbefugtes Eindringen der Öko-Sozialisten zu verhindern.
Und dann sind da noch immer die SVP-
Altmandatare, die – wie üblich – die Marschroute vorgeben. Keine personellen Veränderungen und zurück zum „Parteikartlverkauf“ an der Haustür, ließ Oberaltmandatar Franz Pahl verlauten. Das Gebot der Stunde heißt also zurück in die Zukunft. Seltsam, immer dann, wenn ich vom Club der Altmandatare höre, muss ich an den Club der toten Dichter denken. Keine Ahnung, warum.