Jubiläen der Erbauer des Meraner Theaters
Die Erbauer des Meraner Stadttheaters feiern heuer Gedenktage: Martin Dülfer (1859 – 1942) seinen 160. Geburtstag und Wilhelm Kürschner (1869 – 1914) den 150. Geburtstag und 105. Todestag.
Doch bevor es zum eigentlichen Bau des Stadttheaters Meran kam, gab es schon einige Vorgänger.
Um 1801 begannen Studenten des Gymnasiums und später Bozner Schauspielgesellschaften im Rosengarten das Publikum zu unterhalten. Das Orchester bestand aus vier Mann, für Beleuchtung sorgten Talgkerzen. Der Raum fasste 300 Personen. Um 1830 wurden schon Opern aufgeführt: „Zampa“, „Fra Diavolo“ oder „Maurer und Schlosser“.
Der beginnende Aufschwung als Kurort bewirkte, dass das Rosengartentheater im Speicher des Rosengartenhauses (heute Schreyögg-Haus in den oberen Berglauben) zu einer regelrechten Bühne umgestaltet wurde: feststehendes Podium, Kulissen, Orchesterraum, Proszenium, Galerie. Neben der italienischen Oper wurde nun auch das deutsche romantische Singspiel gepflegt. Die Einnahmen waren sehr wechselhaft. Erst als 1868/1869 die erste Operette in Meran gespielt wurde, stellte sich ein gewisser Erfolg ein. Nach mehreren Rückschlägen – hauptsächlich finanzieller Art – wurde das Rosengartentheater geschlossen, somit gab es keine Bühne mehr in der Stadt.
Bei der Erbauung des Kurhauses (1873) hatte man nicht an eine Bühne gedacht und es entstand ein Provisorium: das Kurhaustheater im kleinen Kurhaussaal (heute Pavillon des Fleurs), mit einem Fassungsvermögen von 300 Personen. Als Garderobe wurde das Konversationszimmer benutzt. 1874 – 1880 wurden großteils Dilettantenvorstellungen gegeben, Einheimische und Kurgäste spielten Opern und Possen, die Musik besorgte die Kurkapelle.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstand der Katholische Gesellenverein und es wurde eine Volksbühne gegründet, die zuerst in den Wasserlauben, dann beim „Löwen“ in der Postgasse ihren Platz fand. Das immer zu Ostern aufgeführte Passionsspiel war der Nährboden für die Volksschauspiele von Carl Wolf, die für über 20 Jahre für Meran prägend waren.
Schon 1893 wurde von der Kurvorstehung die Notwendigkeit eines eigenen Theatergebäudes erkannt. Kurvorsteher Wilhelm von Pernwerth trat mit der Wiener Theaterbaufirma Fellner und Helmer in Kontakt, um einen geeigneten Bauplatz auszusuchen und die Wahl fiel auf die Rufin-Anlage. Das Theater sollte 600 Personen fassen und 140.000 bis 160.000 Gulden kosten. Den eifrigen Bemühungen der Theaterfreunde Carl Abarth, Friedrich Wilhelm Ellmenreich, Franz Stransky und Ignaz Wenter gelang es in kurzer Zeit, das Interesse der Meraner zu wecken, also wurden Anteilscheine aufgelegt und tatsächlich war bald die Summe von 320.000 Kronen (= der geforderte Betrag von 160.000 Gulden) gezeichnet.
Eine Volksabstimmung ergab, dass das Schießstandgartl (Rufinplatz) für den Theaterbau unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden sollte. Der Münchner Architekt Martin Dülfer und der Bozner Baumeister Wilhelm Kürschner wurden mit dem Theaterneubau beauftragt. Hoffotograph Bernhard Johannes und Ing. Carl Lun waren auf eine Informationsreise gegangen, auf der sie große Theater im In - und Ausland besichtigten. Schon 1895 hatte der Meraner Autor, Regisseur und Librettist Robert Pohl ein Büchlein aufgelegt: „Grundsteine zum Meraner Theaterbau“, in dem er all seine Bekannten (Dichter, Schriftsteller und andere Schaffende aus dem deutschen Sprachraum) um Überlassung eines literarischen Werkes gebeten hatte. Reichhaltig war die Ernte und das Buch trug wesentlich zur finanziellen Unterstützung des Theaterbaues bei.
Am 1. September 1899 erfolgte der Spatenstich, am 25. November 1900 war der Bau vollendet.
Karl von Maixdorff wurde als erster Direktor ausgewählt und am 1. Dezember 1900 wurde das Haus mit Goethes „Faust“ eröffnet. Schon am nächsten Tag gab es die erste Operette, (Die Geisha von Sidney Jones) und diese Kunstgattung sollte bestimmend für den weiteren Theatererfolg werden.
Martin Dülfer wurde am 1. Jänner 1859 in Berlin geboren und starb am 21. Dezember 1942 in Dresden. Er studierte in Hannover und Stuttgart, nach praktischen Tätigkeiten in Berliner und Breslauer Architektenbüros vollendete er seine Ausbildung 1886 an der Technischen Hochschule in München. Zu Beginn seiner selbsttätigen Arbeit wandte sich Dülfer dem Historismus, später dem Jugendstil in verschiedenen Spielarten zu. 1899 – 1900 führte er in Meran seinen ersten Theaterbau aus, dem noch fünf weitere (etwa in Dortmund, Sofia, Lübeck und Duisburg) folgten, einige seiner prämierten Bauvorschläge wurden nicht durchgeführt. Er wurde an die Technische Universität Dresden berufen und erhielt viele Ehrungen und Auszeichnungen.