Ein Name sagt mehr als tausend Worte
Im Winter 2010 von Dr. Luis Fuchs
Die Lisl ist fleißig, der Hans prahlt und die Kathl ratscht.
Wir brauchen nur bestimmte Namen zu hören und schon klingen unterschwellig schmeichelhafte oder ehrenrührige Bedeutungen mit. Der Hans erfreut sich einer besonderen Beliebtheit in der bunten Welt der Namen. So verkörpert der Hans im Glück einen mit sich und der Welt zufriedenen Glückspilz, dem man mit der Redewendung Der Hans, der kann’s auch viel zutraut. Wenig Respekt dagegen hat man vor dem Hanswurst und ungern kehrt man dort ein, wo der Schmalhans Küchenmeister ist. Der Hansdampf ist uns allzu geschäftig und der Prahlhans viel zu angeberisch. Wie keinem anderen Namen wurden dem Johann vielfältige Eigenschaften angedichtet; dies rührt auch davon her, dass der Name in vergangenen Generationen besonders häufig vergeben wurde. Der Heimatkundler Hans Fink bestätigt, er habe den heiligen Johannes sechzehn Mal im Kalender ausfindig gemacht.
Bestimmte Vornamen veranlassen uns zu scherzhaften und neckischen Bemerkungen, manchmal haben sie in unserer Mundart auch üblen Beigeschmack angenommen. So bezeichnen wir eine unbesonnene und unbeholfene Frau als Urschl, wenn auch der Taufname Ursula eigentlich die „kleine Bärin“ bedeutet und einst ein sehr beliebter Taufname war. Katharina heißt ursprünglich die „Reine“ und sie erfreute sich bis ins letzte Jahrhundert großer Volkstümlichkeit; leider ist sie bei vielen zur Ratschkathl entwürdigt worden. Unter der Fleißigen Lisl verstehen wir ein Topfgewächs; bekannt ist bei uns auch das Sprichwort Wou a Lisl in Haus isch, braucht’s kuan Hund. Der Einsiedler Antonius wird gerne mit dem Übernamen Fockn-Toni bedacht, weil er als Viehpatron oft zusammen mit einem Schweinchen – wie in Dreikirchen – abgebildet wurde. Der heilige Antonius von Padua dagegen hilft, verlorene Sachen wiederzufinden und wurde von unverheirateten Mädchen gerne als Fürsprecher um einen Mann angerufen. Der Matthias erfuhr im mundartlichen Hias eine Abwertung als beschränkter Mensch. Der Gute Heinrich ist als Heil- und Nahrungsmittelpflanze bekannt, als einfältiger Kerl steht hingegen der abträglich gewertete Heini da.