Einander die Hände reichen
Im Winter 2012 von Martin Burgenmeister
Wir haben sie einander gereicht, unsere Hände - in den letzten Tagen, als wir immer wieder zusammenkamen, um miteinander die Gebetswoche für die Einheit der Christen zu feiern (sie wird in Südtirol jedes Jahr vom 18. bis 25.01. begangen). Dieses Mal mag das „Wort zum Nachdenken“ aus einigen Beobachtungen bestehen, die ich in dieser Gebetswoche gemacht habe.
Zunächst in Arco, nahe dem Gardasee: Besonders berührt hat mich der ausgedehnte Friedensgruß, den nicht nur wir Pfarrer miteinander austauschten, sondern den viele der anwesenden Gläubigen suchten. Man mag es nur für eine nette Geste halten – ich sehe darin ein Aufeinanderzugehen. Es steckt darin auch das Zeugnis: Wir nehmen einander wahr, wir achten uns gegenseitig, wir erkennen, dass wir in Christus zusammengehören, auch wenn wir aus verschiedenen Gesangbüchern singen und beten.
Dann in Meran: Ökumenischer Gottesdienst in der Christuskirche mit direkter Radioübertragung im RAI-Sender Bozen. Es waren etliche katholische Mitchristen zu unseren Gemeindemitgliedern hinzugestoßen. Und nicht wenige sagten: Das könnten wir doch öfter miteinander machen, also uns zusammentun und bewusst gemeinsam beten, singen und die christliche Botschaft hören. Was früher glaubenstreuen Katholiken als fragwürdig erschien, nämlich in die evangelische Kirche zu gehen und einen Gottesdienst mitzufeiern, ist zugänglicher geworden.
Ein kleines, vielleicht nebensächlich erscheinendes Moment hat mich berührt. Die Frage, ob wir einzelne Elemente – eine Lesung und Fürbitten – auch auf Italienisch vortragen sollten, hat der Ökumenebeauftragte der Diözese lebhaft bejaht. Denn für ihn ist eine andere Ebene, das Miteinander zu suchen und sich die Hände zu reichen, ebenso brennend wichtig wie die interkonfessionelle, nämlich die interkulturelle. Ins Positive gewendet: Schön ist es, wenn die ökumenischen Veranstaltungen auch die Katholiken unterschiedlicher Muttersprachen mehr zusammenbringen.