Drei weiße Milchsterne
Ornithogalum, Honorius
Im Frühling 2021 von Dr. Wilhelm Mair
Mit den Traubenhyazinthen (Muscari), der Paradies- (Paradisia) und Graslilie (Anthericum) nahe verwandt sind die Milchsterne (Ornithogalum, Honorius). Diese Gattungen überwintern mit Zwiebeln und vermehren sich mit diesen. Es sind krautige Pflanzen mit fleischigen, grundständigen und linealischen Blättern, die die Blütenstände meist überragen. Die Traubenhyazinthen haben krugförmige Blüten. Die Milchsterne öffnen die Blüten bei Tag und schließen sie nachts und die sechs Blütenblätter sind frei. Die Blütensterne stehen in Dolden (Dolden-Milchstern) oder in verlängerten Trauben (Nickender und Grüner Milchstern).
Milchsterne wurden zur Zeit des Barocks in ganz Europa (neben anderen Zwiebelpflanzen) für die Ausschmückung der großen Parkanlagen und Klostergärten verwendet. Von dort aus besiedelten sie umliegende Obstwiesen und Weinberge, auch Wegränder und Gebüsche, Äcker und Wiesen. Als Kulturrelikte findet man sie in alten Parkanlagen.
So schön die Blüten auch sind, die Pflanzen und insbesondere die Zwiebeln enthalten Gifte. Die Beinamen Gärtnerschreck und sogar Gärtnertod sind auf die weiße Milch zurückzuführen, die Ausschlag hervorrufen kann, sowie auf die Zwiebeln, welche bei Verzehr Herzrhythmusstörungen auslösen können. Eine andere Auslegung der Beinamen geht darauf zurück, dass sie als Schnittblumen beliebt und in der Vase lange haltbar sind. Da bleiben die Kunden aus.
Die Milchsterne gehören zur Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae) und sind in Süd- und Südosteuropa, Asien und Afrika zuhause. Der botanische Name Ornithogalum leitet sich von den griechischen Wörtern όρνις = Vogel und γάλα = Milch ab: Vogelmilch ist etwas außerordentlich Seltenes und Kostbares (griech. Wörterbuch) und bezieht sich auf die Farbe der Blüten. Auch die deutsche Bezeichnung Milchstern kann von der Blütenfarbe herrühren, die weiß wie Milch ist. Der Gattungsname Honorius ehrt den italienischen Arzt und Naturforscher Honorius Belli (1550-1603), der sich der Erforschung und Beschreibung der Flora Kretas widmete.
Der Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum L.) wurde wegen seiner Blütenform mit der Bezeichnung „Stern von Bethlehem“ ausgezeichnet . Die Artbezeichnung umbellatum = doldenartig beschreibt den Blütenstand.
Die fleischig-rinnigen, grasähnlichen Blätter tragen einen hellen Mittelstreifen. Auf einem aufrechten Blütenstand stehen die langgestielten Blüten in endständigen Dolden. Die sechs Blütenhüllblätter sind sternförmig ausgebreitet und innen weiß, außen grünlich oder mit einem grünen Mittelstreifen. Die Staubblätter sind voneinander getrennt. Eine fleischige, fachspaltige Kapselfrucht enthält viele schwarze Samen.
Vorkommen: Nicht nur in den umliegenden Obstwiesen und Weinbergen, auch an Baumscheiben leuchten die weißen Sterne.