Mönchspfeffer
Vitex agnus-castus L.
Im Sommer 2012 von Dr. Wilhelm Mair
Der Mönchspfeffer oder Keuschbaum bildet an den Küsten und auf Geröllschotter von Flussufern sowie an Felshängen und Waldsäumen im Mittelmeergebiet, in den Balkanländern bis zur Krim und Zentralasien zusammen mit Oleander und Tamariskenarten eine charakteristische Pflanzengesellschaft.
Vitex agnus-castus wird nach neuen molekulargenetischen Erkenntnissen in die Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) gestellt.
Der bis 3 m hohe, wärmeliebende, sommergrüne Strauch wird häufig gepflanzt, weil er im Hochsommer die Parkanlagen mit seinen lavendelblauen Blüten bereichert. Die vierkantigen, graufilzigen Zweige tragen handförmig geteilte, aromatisch riechende Blätter; die schmalen Blättchen sind ganzrandig oder mit einigen groben Zähnen besetzt, oberseits frischgrün, unterseits graufilzig behaart. Die lavendelblau, seltener weiß und rosa gefärbten, kleinen und duftenden Blüten sind in einer endständigen, dichten Ähre angeordnet, diese wiederum zu 10-15 cm langen Rispen vereinigt; sie öffnen sich ab Juli. Die kugeligen Samen von der Größe eines Pfefferkorns schmecken scharf und wurden in den Klöstern des Orients mitunter statt Pfeffer verwendet (daher der Name Mönchspfeffer) mit einem willkommenen Nebeneffekt: Er sollte den Mönchen helfen, den schwierigen Zölibat zu halten, den vielfältigen Verlockungen des Fleisches zum Trotz (daher der Name Keuschbaum). So wurde die Pflanze im Mittelalter zum Sinnbild des enthaltsamen Mönchslebens. Aber schon in der griechischen Götterwelt und bei den Vestalinnen, den römischen Dienerinnen der Götter, ist die Pflanze zu hohen Ehren gekommen. Der Artname agnus castus = keusches Lamm nimmt Bezug auf die lange Tradition im Gebrauch der Pflanze.
Vorkommen: am Tappeinerweg, an der Gilfpromenade, an der Straßengabelung vor dem Vinschger Tor, in privaten Gärten.