Flurnamen - Quellen historischer Forschung
Teil 6 - Unterm Berg und Küchelberg
Im Frühling 2010 von Dr. Johannes Ortner
- Kiechlperg (Küchelberg): Die lang gestreckte abgerundete Felszunge zwischen Dorf Tirol und Meran verdankt ihre Entstehung dem Zusammenprall der Eiszeitgletscher aus dem Vinschgau und dem Passeier. Von dieser runden Kiecheln ähnelnden Landschaftsform mag sich der Name ableiten. Der Küchelberg mit seinem Buschwerk (Flaumeichen, Kaktusfeigen, Zurgeln) und seinen Weinäckern gehört zum Großteil zur Gemeinde Tirol.
- Gnaid (Gnaid, Gneid). Der Name der Weinflur südlich des Dorf Tiroler Ortskerns leitet sich aus romanisch *cannÄ“du ‘Ort mit Schilfrohrbewuchs’ < romanisch canna ‘(Schilf)-Rohr’ + Suffix -Ä“du ab. Auch heute noch ist im Bereich des Lutzen-Moos beim Mateiler ein natürliches Schilfrohrbiotop zu bestaunen. Die deutsche Entsprechung Rohrach findet sich nicht selten in Flur- und Hofnamen, so für die Gegend beim Obermaiser Seitzhof unterhalb der Felsen des Schenner Freibads angrenzend an die heute noch bekannte Flur Haslach.
- Pirpam (Birnbaum; Pirpam): Es handelt sich um die Obst- und Weinfluren nordwestlich vom Dorf Tiroler Freibad. Mda. der Pirpam ‘Birnbaum’
- Segnpichl (Segenbichl): Der Name der von Gletscherschliffen geprägten Felskuppe direkt oberhalb von Meran leitet sich wohl vom vorhandenen Wetterkreuz ab, das bei Blitzschlag und Hagel die Fluren Tirols und Merans verschonen soll. In der archäologischen Literatur ist auch vom Hochbichl die Rede.
Der Name Unterm Berg bezeichnet die Höfe-, Villen- und Häuserreihe zwischen dem Hotel Tivoli und der Marienherberge (Ottmangut) bzw. der Landesfürstlichen Burg. Der amtliche Name lautet heute Verdistraße.
Der Name bezeichnet die Lage der Häuser und Höfe unterhalb des Küchelbergs.
Die Weingüter und Wiesen der einzelnen Höfe Parthanes, Sittner und früher auch Winkler und Ottmanngut tragen einzelne Bezeichnungen:
- Parthanes: Hochraut, Rain, oberer und unterer Anger, Hauswiese, Hausacker, der Hörte, die langen Strigl, Fuffziger, Taler, Lagreinstelen, Neuraut, Urbanraut, Halbwein. Der Name Halbwein kommt in Oberlana (Greiter am Frigeleberg/Vill), in Niederlana (Halbweinbrugg) und in Terlan ebenfalls vor und bezeichnet eine frühere Abgabenlast der Hofbewirtschafter gegenüber einem Grundherren. Dabei stand die Hälfte des Ertrags eines Weinackers dem Grundherrn zu.
- Sittner: Gratschraut, Stadtraut (die beiden Weinäcker oberhalb vom Tappeinerweg, der eine befindet sich in Richtung Gratsch, der andere in Richtung Meran), Sylvanerraitl (verwachsen), Hausraut, Isserraut (nach einem früheren Besitzer bzw. Bewirtschafter namens Isidor benannt).