Vom Muttertag, den Blumenläden und dem Vaterland des Herzens
Im Frühling 2015 von Verena Maria Hesse
Am 10. Mai war ja wieder Muttertag.
Manch einer mag sagen, schon wieder so ein Kommerzscheiß, sowas, was die Welt nicht braucht, ein Anlass, damit die Blumenläden fett Kohle machen und die Konditoreien und die Gasthäuser und die Juweliere und die Dessousläden und so weiter und so fort.
Sowas wie Valentin, Ostern, Namenstag, Jahrestag, Hochzeitstag, Geburtstag, Vatertag, Tag der Frau selbstverständlich, Erstkommunion, Firmung, Geburt, Nikolaus und Weihnachten - helfen Sie mir, falls ich einen vergessen habe - aber wir verstehen uns grundsätzlich, würd ich sagen.
Zumindest wir, die wir solchen Tagen durchaus eine gewisse Bedeutung schenken und zwar nicht des Konsums willen, sondern der Familie zuliebe.
Ich meine: Es ist doch schön zu wissen, dass das Gegenüber sich Mühe gibt, sich was einfallen lässt, etwas vorausplant und an einen denkt. Und zwar über das Maß des Alltäglichen hinaus. Ich rede ja auch nicht von Klunkern und Luxustrips fünfmal im Jahr, ich rede nicht einmal von übertriebenen Schnittblumensträußen oder Designerklamotten.
Es gibt natürlich Menschen, denen fließt die Gabe zu schenken gewissermaßen durch die Adern und andere tun sich einfach sehr schwer damit, dennoch ist das keine Ausrede, weil man kann einfach nachfragen, man kann einfach aufmerksam sein, man kann sich einfach Dinge notieren, wenn eine Bemerkung fällt und gegebenenfalls auch dritte zu Rate ziehen, finde ich.
Also ich, meines Zeichens, fungiere schon seit einiger Zeit als Geschenkeberater für Menschen, die wiederum anderen Menschen, die mir nahe stehen, eine Freude machen wollen und manchmal nicht so recht wissen womit.
Zu detailliert kann und will ich auf dieses „System“ nicht eingehen, aber ich kann Ihnen sagen, dass am Ende immer alle zufrieden sind und keiner mit einem enttäuschten Gesicht dastehen muss…
Es geht ja auch letztlich gar nicht darum, ob man sich als Schenkender viel macht aus solchen Dingen, aber wenn man weiß, dass der zu Beschenkende sich freuen würde, dann sollte das doch Anstoß genug sein, um sich ein wenig ins Zeug zu legen.
Es ist ja am Ende eine Win-win-Situation für alle, wenn man einem lieben Menschen eine Freude bereiten kann - vorausgesetzt, es handelt sich um einen lieben Menschen. Wenn man es nur als lästige Pflicht betrachtet, andere mit Aufmerksamkeiten zu überraschen, dann sollte man es in der Tat besser bleiben lassen.
Schenken ist Ausdruck von Wertschätzung, von Dankbarkeit, von Anerkennung, von Zuneigung. Was wäre eine Beziehung ohne all diese positiven Attitüden?
Was bleibt übrig, wenn einem alles zu anstrengend ist und man nicht auch manchmal Dinge tut, von denen man zwar selbst nicht viel halten mag, aber weiß, dass sie den anderen wichtig sind?
Ist es nicht wunderbar, eine Familie zu haben, die da ist, wenn man sie braucht, die wartet, wenn man heimkommt und die sich freut, wenn man seiner Freude zu gewissen Anlässen Ausdruck verleiht?