Weihnachten wird immer wieder neu erfunden
Im Winter 2018 von Dr. Luis Fuchs
„Die Weihnachtskrippen sind Teil unserer Identität“, gab der italienische Bildungsminister Marco Bussetti zum Adventbeginn zu verstehen. Besonders an den Schulen seien die Kinder für die Weihnachtskrippen zu begeistern. Dafür stellte die Region Venetien bereits 50.000 Euro zur Verfügung, und Luca Zaia, Präsident der Region Venetien, versprach den Schulen, die eine Weihnachtskrippe bauen, einen Beitrag von 250 Euro. Erst vor wenigen Jahren hat der Direktor der Grundschule von Rozzano bei Mailand die Weihnachtsfeier in ein „Winterfest“ umgestalten lassen, um die Muslime durch das Singen von Weihnachtsliedern nicht zu provozieren, argumentierte er. Proteste von Eltern blieben nicht aus und Lega-Funktionäre brachten eine Krippe und CDs mit Weihnachtsliedern zur Schule.
Vom oberösterreichischen Postamt Christkindl können die Gäste bereits seit 1950 ihre Weihnachtspost, versehen mit österreichischen Weihnachtsbriefmarken und dem Christkindlstempel, an ihre Lieben in aller Welt verschicken. Neuerdings wird ein ähnlicher Dienst im 3 Zinnen Skigebiet angeboten: Die Gäste sind eingeladen, einen Brief vom Christkind abzuholen, ihre Wünsche aufzuschreiben und sie im Christkindl-Postamt zwischen den Baumwipfeln auf 2.050 Metern Höhe einzuwerfen. Das Skigebiet 3 Zinnen Dolomiten bezeichnet sich seit Neuestem als „der Welt einziges Weihnachtsskigebiet“. Beim Baum der 1.000 Sterne am Helmrestaurant können die Gäste erraten, wie viele Lichter dort erstrahlen. An der Bergstation der Rotwand stellt Südtirols einzige Rentierherde die Attraktion dar; das Rudi-Rentier mit Geschenkeschlitten ladet zu weihnachtlichen Erinnerungsfotos ein. Die Familie der Riesenschneemänner rundet die Weihnachtsidylle dort ab.
Weihnachtsstress muss nicht die Vorfreude auf das Fest trüben, es gibt ja „Leihnachten“. Vorbereitungen für die Festtage kann man sozusagen delegieren, denn viele Dinge kann man inzwischen leihen oder liefern lassen. Die österreichische Firma „Greentree“ bietet beispielsweise lebende Christbäume im Topf an, sie werden in unterschiedlichen Größen zum Wunschtermin nach Hause geliefert. Der Kunde kann sich den Baum auch gleich komplett mit Lichterkette, Kugeln und Holzständer bestellen.
Die Berliner denken zu Weihnachten nicht nur ans Vorbereiten, es gilt auch, das Fest nachzubereiten. Sie veranstalten am 2. Feiertag den „Gänsebratenverdauungslauf“. Statt sich auf dem Sofa zu rekeln, rennen sie, viele von ihnen weihnachtlich verkleidet, eine Strecke von 10 Kilometern ab. Nach den kulinarischen Sünden der Festtage wollen sie sich wieder in Form bringen.