Wenn die bunten Fahnen wehen
Im Frühling 2016 von Dr. Luis Fuchs
Warum sollte Österreich nicht einen Stacheldraht als Sinnbild für den Grenzzaun in seine Flagge aufnehmen? Der Vorschlag gehe von „bösen Zungen“ aus, die dem Grenzmanagement der „Zaunlady“ Mikl-Leitner nicht wohlgesinnt seien, konnte man dem TT-Magazin entnehmen. Warum eigentlich nicht, der Adler im österreichischen Bundeswappen könnte dafür die unzeitgemäßen Symbole Sichel und Hammer abtreten.
In einer Rangliste der schönsten Flaggen der Welt auf www.ranker.com landete die österreichische Nationalflagge auf Platz 55. Den ersten Platz nimmt darin Kanada mit dem Ahornblatt ein, gleich dahinter folgt Nepal, dessen Flagge als einzige mehr als vier Ecken aufweist. Die Farben und Formen der Flaggen bieten sich auch als Orientierungshilfe an. So werden die Farben Weiß-Blau-Rot auf den meisten Flaggen der neu entstandenen Staaten mit slawischer Bevölkerung bevorzugt. Die Farbe Grün in den Flaggen islamischer Staaten hat starke religiöse Symbolkraft und signalisiert Zusammengehörigkeit.
Gibt es einen Unterschied zwischen Flagge und Fahne? Im Wesentlichen kaum, die Wörter haben nur eine je eigene Herkunft. Die Fahne leitet sich vom ahd. Wort „faro“ ab, womit ursprünglich ein an einer Stange als Kennzeichen befestigtes Tuch oder Banner bezeichnet wurde. In die Fahnen wurden früher häufig Inschriften gestickt. Wenn eine Organisation etwas als Programm verkündet, dann schreibt sie es auf ihre Fahne, wie es die Redewendung besagt. Wer sein Fähnlein nach dem Wind dreht, der schließt sich um seiner persönlichen Vorteile willen der jeweils herrschenden Meinung an. Mit fliegenden Fahnen geht unter, wer trotz vollem Einsatz scheitert.
Während sich die Fahne mehr auf das Land bezog, war die Flagge ursprünglich bei der Seefahrt angesiedelt. Das Wort Flagge gelangte um 1600 aus dem Niederländischen ins Deutsche und bezeichnete die Schiffsfahne als Signalflagge. Als optisches Signal ermöglichte sie es, die Herkunft eines Schiffes auszumachen. Verlangen wir von einem, er solle seine Einstellung deutlich zu erkennen geben, so fordern wir ihn auf, Flagge zu zeigen. Leider wird auch viel unter falscher Flagge gesegelt, wenn uns beispielsweise Politiker in der Vorwahlzeit das Blaue vom Himmel versprechen und uns dann doch hinters Licht führen. Die Flagge streichen müssen fünf der sechs Präsidentschaftskandidaten in Österreich, so wie im Seegefecht die unterlegene Flotte durch Einholen (Streichen) der Flagge anzeigt, dass sie sich ergibt.