Die Gemeine Pimpernuss
Staphylea pinnata L.
Im Frühling 2021 von Dr. Wilhelm Mair
Schon vor etwa 4.000 Jahren wurden Samen der Pimpernuss zu Schmuck verarbeitet. Den bislang ältesten Beleg dafür brachten Ausgrabungen in einer frühbronzezeitlichen Pfahlbausiedlung bei Lucone in der Nähe des Gardasees zu Tage. In einer vermutlich hochmittelalterlichen Schicht des Wirtschaftstraktes im Schloss Tirol wurden Pimpernusskerne gefunden, die von Mäusen angenagt worden waren. J. Hermer erwähnt (1905) Staphylea pinnata im Marie-Valerie-Garten, dem heutigen Elisabethpark. Weitere Angaben für unser Gebiet konnten nicht gefunden werden. Die Pimpernuss wird heute vielfältig genutzt: Die Blüten können kandiert und als Süßigkeit gegessen werden; die Blütenknospen und unreifen Früchte werden geröstet oder ähnlich wie Kapern in Salzlake eingelegt; die haselnussgroßen Samen schmecken wie Pistazien, auch wird aus ihnen ein Pimpernusslikör hergestellt; dem Samen wird eine aphrodisierende Wirkung zugesprochen; getrocknete Samen mit der harten Schale wurden früher auch gefärbt und zur Herstellung von Schmuckketten und z.T. auch von Rosenkränzen verwendet; das harte, schön gemaserte Holz eignet sich für Drechslerarbeiten und kann auch zur Herstellung von Musikinstrumenten verwendet werden. Als Zierstrauch wird meist eine Hybride angepflanzt.
Die Pimpernuss gehört zur Familie der Pimpernussgewächse (Staphyleaceae) und kommt in Südost- und Mitteleuropa in lichten Laubwäldern und mildem Klima natürlich vor. Der botanische Gattungsname leitet sich vom griechischen σταφυλή = Traube ab und bezieht sich auf die Blütentrauben. Die Artbezeichnung pinnata = gefiedert beschreibt die Blätter.
Die Gemeine Pimpernuss, auch Klappernuss genannt, ist ein bis etwa 3 m hoher, wärmeliebender, sommergrüner Strauch oder kleiner Baum mit charakteristisch längsgestreifter Rinde an älteren Exemplaren. Die gegenständigen Blätter sind unpaarig gefiedert mit 5 oder 7 eiförmig-lanzettlichen Teilblättern. Die schwach duftenden, weiß-gelblichen und oft rötlich angehauchten Blüten hängen in langgestielten (bis 10 cm), traubigen Blütenrispen, die Blütenblätter neigen sich glockenförmig zusammen. Die Früchte sind grüne, dünnhäutige und aufgeblasene Kapselfrüchte, die reif 1-3 braune, hartschalige Samen enthalten, die beim Schütteln in der Fruchtkapsel pimpern = klappern – sie haben der Pflanze die deutschen Beinamen gegeben. Die etwa 1 cm großen Samen fallen mitsamt der Kapsel ab, was Verbreitungsvorteile haben kann. Die Pimpernuss lässt nur so viele Samen voll ausreifen, wie es der Standort, der Zustand des Strauches und die Witterung zulassen.