Drei besondere Wolfsmilch-Arten
Euphorbia L.
Im Sommer 2020 von Dr. Wilhelm Mair
Auf Felsen, trockenen Hängen und Magerrasen von Tallagen bis über die Waldgrenze hinauf kann man die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias L.) in ganz Südtirol finden. Wir beobachten sie an den felsigen Hängen am Tappeinerweg und am Serpentinenaufgang. Besonders auffallend sind die frischgrünen, schmal lanzettlichen, nadelartigen Blätter, die mehr oder weniger dicht den blaugrünen Stängeln entspringen. Ein besonderes Merkmal sind nichtblühende Seitentriebe unter dem Blütenstand. Dieser trägt 10-20 lang gestielte, kleine, gelbe Blüten, die von zwei größeren gelben und später rötlichen Hochblättern umgeben sind. Dadurch täuscht die Pflanze größere Blüten vor und lockt mehr Bestäuber an. Die Früchte sind dreiteilige Kapseln, die sich durch einen Stoßmechanismus explosionsartig öffnen und die Samen fortschleudern (Selbstausbreitung). Diese Wolfsmilchart ist eine „Wanderpflanze“, die sich durch Ausläufer flächig ausbreiten kann.
Die Weißrandige Wolfsmilch (Euphorbia marginata Pursh), auch Schnee-auf-dem-Berge genannt, ist mit ihren weiß panaschierten Hochblättern eine attraktive Blattschmuckpflanze und Schnittblume. Die zunächst unverzweigte Pflanze wächst buschartig und wird etwa 60 cm groß. Die ersten Blätter sind grün, die folgenden sind weiß umrandet. Im Hochsommer bis zum frühen Herbst erscheinen die Blütenstände mit blütenblattartigen Hochblättern; sie sind weiß und haben in der Mitte einen grünen Streifen. Die grünlich-weißen echten Blüten in der Mitte der Hochblätter sind klein und unscheinbar. Die hellbraunen Samen springen aus behaarten, dreiteiligen Kapseln und sähen sich von selbst aus. Dieses Wolfsmilchgewächs ist in Nordamerika und Mexiko beheimatet. Man kann die interessante Zierpflanze, die auch verwildert auftreten kann, in privaten Gärten finden (z.B. in Gratsch).
Die Kreuzblütige oder Spring-Wolfsmilch, auch Kreuzstamm (Euphorbia lathyris L.) genannt, ist eine aus Asien stammende, aber im Mittelmeerraum schon lange eingebürgerte Pflanze, die bei uns häufig in Gärten anzutreffen ist, weil der Milchsaft verletzter Wurzeln die Wühlmäuse fernhalten soll. Der bis zu 1 m hohe Stängel trägt die dunkelgrünen Blätter gekreuzt-gegenständig. Die großen Blütenstände sind 2- bis 4-strahling und oft mehrfach gabelig verzweigt. Die Hochblätter, die die Blüten tragen, sind bis 10 cm lang und dreieckig. Die echten Blüten sind mit halbmondförmigen, gelben Nektardrüsen ausgestattet, die zwei hornförmige Fortsätze tragen. Die dreikammerigen Kapselfrüchte sind kahl und bis zu 1 cm groß. Die Pflanze wächst auf Schuttplätzen und häufig in Gemüsegärten.
Alle Wolfsmilch-Arten enthalten einen Milchsaft, der giftig ist, die Haut reizt und sie schmerzhaft anschwellen lässt. Sie zählen zu den stärksten Giftpflanzen und dürfen unter keinen Umständen zu Selbstheilzwecken verwendet werden.