Die Macht der Angst
Im Herbst 2010 von Ulrich Ladurner
In Wien gewann der Freiheitliche Karl Heinz Strache kürzlich 27 Prozent der Wähler, in Holland wurde die Partei des Gert Wilders drittstärkste politische Kraft im Land, in Deutschland hat der ehemalige Finanzsenator von Berlin, Thilo Sarrazin, mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab!“ Millionenauflagen erreicht. Warum die drei Männer Erfolg haben? Die häufigste Antwort, die man hört: Sie nehmen die Ängste der Menschen ernst.
Tatsächlich ist das Gegenteil wahr. Die drei schüren die Ängste der Menschen vor den Ausländern, besonders aber vor dem Islam. Strache hetzt seit Jahren gegen Muslime, genauso wie Wilders, der Deutsche Sarrazin hat sich jetzt mit seinem Buch hinzugesellt. Die drei bilden den Stoßtrupp der Islamophoben.
Selbst wenn man anerkennt, dass die Immigration und der Islam unsere Gesellschaften vor Herausforderungen stellen, muss man sich doch fragen: Was bieten diese drei eigentlich an, um der Herausforderung zu begegnen? Strache ruft immerzu nur nach mehr Polizei und mehr Härte; Wilders geht noch einen Schritt weiter und droht mit Abschiebung der Muslime, verschweigt aber dabei, dass es sich um holländische Bürger handelt; Sarrazin versteigt sich zu der These, dass man nur die intelligenten Deutschen fördern müsste, um intelligenten, wohlgemerkt deutschen, Nachwuchs zu produzieren. Diese Vorschläge sind teilweise skandalös und menschenverachtend, immer aber sind sie sehr, sehr armselig. Man sollte von Politikern anderes erwarten, besonders von Politikern, die immerzu behaupten, sie nähmen die Ängste der Menschen ernst. Stimmungsmache ist alles, was sie anzubieten haben.
Ja, gewiss, die Leute haben Angst. Aber es ist nicht wahr, dass das nicht ernst genommen wird. Das Thema Immigration ist seit Jahren das dominierende Thema in den europäischen Ländern. Alle Regierungen haben in den vergangenen Jahren immer restriktivere Ausländergesetze verabschiedet. Die Grenzen Europas gleichen heute Festungsmauern, die kaum zu überwinden sind.