„Steh still, Wanderer, und lies!“
Im Sommer 2021 von Dr. Walter Egger
„Sta Viator & Lege.“ Mit diesem Zuruf beginnt die lateinische Grabinschrift auf einer gut erhaltenen, doch kaum beachteten Grabplatte aus weißem Marmor, die beim Sieglerbrunnen in Untermais an der Außenmauer des heutigen Urnenfriedhofs hängt. Sie erinnert an das Adelsgeschlecht der Freiherren von Priami, einst Besitzer von Schloss Rottenstein in Obermais.
Der Text lautet vollinhaltlich in deutscher Übersetzung: „Steh still, Wanderer, und lies! Hier ruht der alte Priamus, ein Mann, der für die Seinen, die Armen und das Wohl der Gemeinschaft eintrat, nämlich: Joh. Jos. Ant. L. B. Priami von Rofferat, Lysna und Wistriz, der fromm im Jahre 1745 am Tag 8. Sept. starb. Sag ein Vater und ein Ave.“
Der genannte Johann Joseph Anton Priami wurde 1701 als Sohn des Freiherrn Joseph Anton Priami zu Rottenstein in Obermais geboren und war seit 1735 mit Maria Anna Katharina von Sprinzenberg vermählt. Sein Großvater Hippolyt Priami (1635-1705) hatte zwischen 1669 und 1675 das Rottensteingut, später im Volksmund Priami-Schloss genannt, in seinen Besitz gebracht.
Die Priami sollen ursprünglich aus Mailand stammen und über Verona, wo sie 1464 unter die Patrizier aufgenommen wurden, in das Gericht Castel Corno bei Rovereto eingewandert sein. Ein Zweig, der sich in der Gemeinde Villa Lagarina bei Trient sesshaft gemacht hatte, wurde am 13. August 1656 von Kaiser Ferdinand II. in den Freiherrenstand erhoben, und zwar mit den Prädikaten: zu Rofferat (= Rovereto), Lisna (= Líšná, Lischna in Tschechien) und Wistriz (= Bystřice, Bistritz in Tschechien).
Die Brüder Albert, Johann und Hippolyt Priami verkauften 1675 ihren Besitz in der Gemeinde Villa Lagarina und übersiedelten auf ihre Güter in Marling und Mais.