Karateweltmeisterin Renate Brugger
Im Herbst 2019 von Eva Pföstl
Karate, eine der ältesten Kampfkünste, hat in der Sportwelt einen schweren Stand. Während Judo, Taekwondo, Ringen und Boxen bereits zum erlauchten Kreis der olympischen Sportarten zählen, kämpfen die Karateka weiter um Anerkennung für ihren Sport und darum, endlich olympisch zu werden.
Renate Brugger tut dies an vorderster Front. Die 48-Jährige feierte kürzlich den größtmöglichen Erfolg und wurde Weltmeisterin. Wir haben mit der gebürtigen Sarnerin, die seit 16 Jahren in Lana wohnt, über ihren Werdegang, ihre Erfolgserlebnisse und ihre Motivation gesprochen.
Karate ist mehr als nur Sport. Karate ist eine Lebenseinstellung
Die Karate-Weltmeisterin, die sich Bruce Lee auf ihren Rücken tätowiert hat, ist eine Einzelkämpferin. Karate ist für Renate Brugger mehr als nur Sport. „Karate hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, zu kämpfen, egal wie viele Schicksalsschläge man hinter sich hat“, erzählt sie. Mitgemacht hat die bildhübsche Frau, die viel positive Energie ausstrahlt, viel in ihrem bisherigen Leben. „Ich habe schwierige Zeiten durchgemacht, aber dank Karate ist es mir immer wieder gelungen, weiterzukämpfen und mich nicht unterkriegen zu lassen. Man lernt durch diesen Sport, immer wieder aufzustehen, wenn man umgehauen wurde. Karate gibt dir eine unglaubliche Selbstsicherheit, die dein Leben prägt. Ja, ohne Karate, wäre ich ein völlig anderer Mensch“, betont sie nachdrücklich.
Der Weg zur Weltspitze
Einfach war Renates Weg zum Weltmeistertitel nicht. Bis vor einigen Jahren hat sie keinen einzigen Sport praktiziert, auch nicht in ihrer Jugend. Trotzdem hat sie es geschafft – und dies mit 48 Jahren! Dafür waren dreieinhalb Jahre Woche für Woche viele Stunden an hartem Training notwendig. Sie trainiert 4- bis 5-Mal pro Woche und im Sommer beinahe jeden Tag. Trainer Maurizio Bianchi, Träger des 6. Dan, forderte und förderte sie nach allen Regeln der Karatekunst. Bereits in den letzten Jahren konnte Brugger bei verschiedenen Wettkämpfen genügend Qualifikationspunkte sammeln, um zur Weltmeisterschaft zugelassen zu werden.
„Es waren einmalige, unbeschreibliche Momente“, schwärmt Renate immer noch von den Momenten auf dem Siegerpodest. Die Goldmedaille ist dennoch kein Grund für die ehrgeizige Sportlerin die Bodenhaftung zu verlieren. Im Gegenteil. Als nächstes will sie nach Dänemark zur Europameisterschaft fliegen und überall dorthin, wo sie von der italienischen Nationalmannschaft (UKS Italia) eingeladen wird. Dank ihres Halbtagsjobs bei der SAD, wo sie als Busfahrerin tätig ist, kann sie sich ihre Trainingszeiten gut einteilen und findet nebenbei auch noch die Zeit, den jungen Karatekas im ASV Marling Techniken und Kniffs des Karate beizubringen.