Abenteuerspielplatz
Im Frühling 2021 von Robert Asam
Die Lazag war der Abenteuerspielplatz meiner Jugend. Damals war von Naherholungszone noch keine Rede, dafür hatte die Passer viel Platz. Kam das Hochwasser, verteilte es sich zwischen den Inselchen des Auwaldes, und das Einzige, was überschwemmt wurde, war unser Indianerdorf. Jetzt rücken alle paar Jahre die Bagger an und müssen das korsettartige Flussbett ausräumen. Der Bach bringt Schutt und Geröll und Steine mit und weiß nicht, wohin damit. Beim Passer-Fritz haben manche von uns das Schwimmen gelernt. Und dann tauschten wir den Badeteich mit dem Wildbach. Wer es von einem Ufer ans andere schaffte, ohne von der Strömung zu weit Richtung Gilf abgetrieben zu werden, war ein Held. Na ja, fast. Heute steht am gegenüberliegenden Ufer die Gewerbezone von Dorf Tirol. Gleich dahinter türmt sich eine Containerstadt auf, als ob die Gewerbezone nicht schon hässlich genug wäre. Kein Wunder, dass die Tiroler die Zone „da unten“ hingebaut haben. Die Containerstadt gehört zur Tunnelbaustelle. Was hat die Gegend sonst noch zu bieten? Eine Schottergrube und ein Meer von Betonpfosten hinter Maschendrahtzaun. So sehen heute Apfelwiesen aus. Die Indianer von damals sind zum Glück ausgestorben. Sonst würden sie glauben, Manitou zürnt, weil er sich zweimal am Tag mit einem lauten Kracher zu Wort meldet. Aber Manitou ist bloß ein Sprengmeister. Der weiße Mann bohrt ein Loch in den Berg. So gesehen besteht Hoffnung, dass die Lazag irgendwann wieder zur Ruhe kommt, vorausgesetzt, das Schreckgespenst der Uferstraße ins Passeier bleibt dort, wo es hingehört. In den ewigen Jagdgründen.