Auf der Suche nach dem Ei
Im Frühling 2019 von Dr. Luis Fuchs
Das „botanische Osterei“ zu suchen sind wir am Ostermontag in die Gärten von Schloss Trauttmansdorff eingeladen. Auf Eiersuche sollte sich endlich auch die britische Regierung begeben, rät der Psychologe Sebastian Sonntag in der „Mittelbayerischen Zeitung“. Das „Ei des Kolumbus“ müsste ausfindig gemacht werden, um eine konkrete Entscheidung zu treffen und dem Brexit-Chaos ein Ende zu setzen.
Das Ei des Kolumbus ist eine Redensart, die auf eine erstaunlich einfache Lösung für ein unlösbar scheinendes Problem verweist. Die Wendung geht auf eine Anekdote zurück, die der Italiener Girolamo Benzoni in seiner „Historia del mondo nuovo“ vom Jahre 1565 erzählt. Demnach sei dem Kolumbus auf einem ihm zu Ehren gegebenen Gastmahl des Kardinals Mendoza vorgehalten worden, die „Neue Welt“ hätte im Grunde jeder andere auch entdecken können. Auf die Aufforderung des Kolumbus an die anwesenden Personen, ein gekochtes Ei auf der Spitze aufzustellen, habe dies niemand geschafft. Daraufhin habe Kolumbus durch Eindrücken der Spitze das Ei zum Stehen gebracht. Allerdings war die Anekdote vom Ei des Kolumbus ursprünglich vom italienischen Künstler Giorgio Vasari in seinen Künstlerbiographien auf Filippo Brunelleschi (1377 – 1446) gemünzt worden. Als dessen Plan, wie der Dom Santa Maria del Fiore in Florenz durch eine Kuppel abzuschließen sei, bezweifelt wurde, schlug er vor, denjenigen die Kuppel bauen zu lassen, dem es gelänge, ein Ei aufrecht auf eine Marmorplatte zu stellen. Bei diesem Versuch versagten die anderen Wettbewerbsteilnehmer, worauf Brunelleschi das Hühnerei mit dem unteren Teil auf den Marmor schlug, sodass eine steile Kuppel im Miniaturformat stehen blieb. Er erhielt den Auftrag zum Bau der Kuppel; augenscheinlich erinnert diese an die Form eines Eies, das an der Spitze aufgestoßen ist. Es ist durch Quellen belegt, dass Wissenschaftler und Gelehrte, so auch Galileo Galilei, vom alltäglichen, schlichten Ei fasziniert waren. Galileis Schüler Vincenzo Viviani vermutete sogar, dass das Ei – genauer genommen eine halbe Eierschale, die man aufrecht hinstellt – überhaupt erst die Anregung für den Bau von Kuppeln gegeben hätte.
Eier, speziell Ostereier, eignen sich immer gut als „Hingucker“. Unter dem Motto „die größte Ostereisuche der Dolomiten“ laden die Innichner Kaufleute die Gäste ein, in den Schaufenstern versteckte rote Ostereier ausfindig zu machen; als Belohnung gibt es Einkaufsgutscheine. Aus der Sicht der Geschäftsleute rücken Ostern und Weihnachten immer näher zusammen. Im Schaufenster eines Meraner Mineralienladens fiel zum letztjährigen Osterfest ein verlockendes Angebot ins Auge: „Bei Kauf eines Ostereis gibt es eine Weihnachtskrippe geschenkt.“