Der Gemeine Wacholder
Juniperus communis L.
Im Herbst 2014 von Dr. Wilhelm Mair
Von allen Nadelhölzern hat der Gemeine oder Echte Wacholder das größte natürliche Verbreitungsgebiet: ganz Europa, Zentralasien, Nordamerika, Nordafrika; man findet die anspruchslose Pflanze in Hochlagen mattenartig, in lichten Wäldern, an trockenen Hängen und auf besten Standortbedingungen auch eher als niederliegenden oder aufrechten und säulenförmigen Strauch denn als baumartig. Die schmalen, harten und stechend spitzen Nadeln stehen in dreizähligen Wirteln um den Zweig. Sie sind bläulich-grün gefärbt und tragen auf der Oberseite weiße Wachsstreifen. Zerrieben duften sie aromatisch. Die weiblichen und männlichen Blütenstände erscheinen im April und Mai meistens an verschiedenen Sträuchern: Die weiblichen Blütenzapfen bestehen aus drei unscheinbaren, grünlichen Schuppenblättern, die bei der Reife fleischig werden; die männlichen Blütenstände tragen gelbliche Blüten. Wohlbekannt sind uns die süßlich-würzig und leicht harzig-bitter schmeckenden beerenförmigen Zapfen, die von der Blüte bis zur Reife drei Jahre brauchen, wobei sich ihre Farbe von grau über dunkelgrün bis bereift schwarzblau verändert. Die Früchte sind in unterschiedlichen Reifegraden an einem Strauch anzutreffen. Für ihre Verbreitung sorgen besonders die Wacholderdrosseln und Amseln. Die Beerenzapfen werden als Küchengewürz zum Wildbret und Sauerkraut sowie beim Pökeln von Fleisch sehr geschätzt. Aus ihnen wird auch ätherisches Öl gewonnen, das zur Aromatisierung von Branntweinen dient (Steinhäger, Gin, u.a.). Das Holz wird zum Räuchern von Wurst- und Fleischprodukten sowie Fisch genutzt.
Der Gattungsname Juniperus ist vom lateinischen juvenis „jung“ und parere „gebären“ abgeleitet und bezieht sich auf die abtreibende Wirkung der Zweige des Sadebaumes. Der Name Wacholder hat seinen Stamm im althochdeutschen wachal, was „wach“, „munter“, auch „immergrün“ heißt. Im süddeutschen Raum und damit auch in der Tiroler Mundart wird das Wort Kranebitt bzw. Kranewitt benutzt. Dieses lautete im Althochdeutschen kranawitu, im Mittelhochdeutschen krânewit, wobei krân so viel wie „Beere“ und wite „Holz“ bedeutet. Die Wörter juvenis und parere deutend, nahm man nach altem Volksglauben an, dass die Seelen nach dem leiblichen Tode nicht verloren seien, sondern dass sie unter bestimmten Umständen wieder ins Leben zurückkehren könnten. In der Übergangszeit suchten die Seelen im Wacholderstrauch Schutz. Er galt als Hüter der Schwelle zwischen Leben und Tod und noch heute ist er als Sinnbild des Lebens (neben Eiben, Scheinzypressen und Thujen) eine beliebte Friedhofspflanze. Den Menschen der Frühzeit war er nicht nur als Kult- und Ritualpflanze bekannt, er war auch als Heilpflanze geschätzt und als solche wird er heute noch verwendet. Die Beeren brauchte man als appetitanregendes Mittel und der alkoholische Auszug aus Beeren diente für durchblutungsfördernde Einreibungen gegen rheumatische Beschwerden. Ötzi benutzte Wacholder als Feuerholz und trug die Kohle in einem Birkenbehälter mit sich. Das Wacholderholz glimmt sehr lange nach und riecht zudem beim Brennen aromatisch. Die Wacholderzweige verwendete man als Schutz vor bösen Geistern und als im Mittelalter Epidemien und vor allem die Pest wüteten, verbrannte man Wacholderzweige in der Hoffnung, der reinigende Rauch schütze vor Ansteckung.
Von der winterharten Pflanze sind viele Gartenformen bekannt, die sich in der Wuchshöhe und -form, sowie in der Gestalt und Farbe der Nadeln unterscheiden.
Vorkommen: am Tappeinerweg, am Segenbühel, häufig in den sonnigen Wäldern über Gratsch/Algund bis Dorf Tirol und am Vinschger Sonnenberg.