Antibiotikatherapie – das Für und Wider
Im Herbst 2014 von Dr. Andreas Pichler
Die Entwicklung der Antibiotika ist ein Meilenstein in der Medizin. Seit weit über 100 Jahren werden Antibiotika erfolgreich eingesetzt und haben unzähligen Menschen das Leben gerettet.
Auch in der Augenheilkunde werden Antibiotika regelmäßig gegen diverse bakterielle, entzündliche Augenprozesse verabreicht und sind eine entscheidende Hilfe im Klinikalltag.
Antibiotika sind relativ billig und zumindest in den Industrieländern jederzeit verfügbar. Ihr Einsatz ist relativ unkompliziert und verspricht schnelle Heilung. So können die Wünsche der Patienten auf Linderung ihrer Beschwerden meist schnell und unkompliziert umgesetzt werden.
Ganz so einfach ist es aber leider nicht.
Durch den weltweit unkontrollierten Umgang mit Antibiotika hat sich eine entsprechend hohe Resistenzrate entwickelt. Die Bakterien passen sich an und können nur mehr mit den neuesten und zumeist aggressiveren Antibiotika erfolgreich abgetötet werden. Den Ärzten ist dies wohl bekannt und tatsächlich werden seit einigen Jahren verhältnismäßig weniger Antibiotika als früher verschrieben.
In der Augenheilkunde zeichnet sich ein ähnlicher, vielleicht noch einschneidender Trend ab. Neueste Studien konnten nämlich beweisen, dass die prophylaktische Antibiotikagabe nach der Operation des Grauen Stars (immerhin der weltweit am häufigsten durchgeführte Eingriff) die Häufigkeit einer Infektion nicht verringern kann, sondern zudem eine erhöhte Resistenzrate zur Folge hat. Lokale Antibiotika am Auge verändern auch den Tränenfilm und verursachen oft ein Fremdkörpergefühl und Trockenheit des Auges.