Zwei goldgelbe Frühlingsblüher
Im Frühling 2021 von Dr. Wilhelm Mair
Wir stellen zwei Frühlingsblüher vor, die in unterschiedlichen Lebensräumen wachsen.
Der Acker-Gelbstern (Gagea villosa (M. Bieb.) Sweet) ist in der roten Liste der gefährdeten Gefäßpflanzen Südtirols als stark gefährdet angeführt und ist folglich geschützt. Die Pflanze wächst in klimatisch begünstigten Gegenden auf nährstoffreichen Böden an Ackerrändern, in Weinbergen und auf Weidegrünland. Auf kultivierten Flächen wird sie infolge der Anwendung von Unkrautvernichtungsmitteln und Abmähen der Böschungen weitgehend verdrängt. In Südtirol ist der Acker-Gelbstern im Süden des Landes und im Meraner Becken im zeitigen Frühjahr noch zu finden.
Die Pflanze gehört zur Familie der Liliengewächse (Liliaceae). Sie ist vom Mittelmeergebiet bis nach Nordeuropa und Westasien verbreitet. Der Gattungsname ehrt den
britischen Amateurbotaniker Thomas Gage (1781–1820), der in Irland und Portugal für einen befreundeten Botaniker zu Forschungszwecken Pflanzen sammelte. Der Artname
villosa = behaart bezieht sich auf die Behaarung der Pflanze.
Aus einer kleinen Zwiebel wachsen zwei grundständige, schmal-lineale, fast fädige Blätter und ein oberirdisch bis 15 cm langer Stängel mit meist zwei breiteren Hochblättern, die einen doldenartigen Blütenstand mit mehreren lang gestielten Blüten tragen. Die meist sechs goldgelben Blütenblätter sind sternförmig angeordnet, sie glänzen innen, außen sind sie mattgelb und mit einem grünen Streifen versehen. Der Stängel, die Außenseite der Blütenblätter und der Griffel sind fein behaart. Die Früchte sind dreiteilige Kapseln.
Vorkommen: Blühende Pflanzen konnte ich an der Laurinstraße, zwischen Schlossweg und Feuerwehrhalle, beobachten; sie leuchteten mit ihrer auffallenden gelben Farbe auf der Böschung eines Weinberges.
Zeitig im Frühjahr sieht man an den Felsvorsprüngen, -spalten und Mauern sowie an trockenen, sandigen Stellen am Serpentinenaufgang sowie am nordseitigen Hang längs des Tappeinerweges, auch am Segenbühel die goldgelben Blüten des Frühlings-Fingerkrauts (Potentilla verna L. (P. neumanniana Rchb.)). Die in Europa weitverbreitete und häufig vorkommende Pflanze gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Der Gattungsname Potentilla ist vom lateinischen potens = mächtig abgeleitet und bedeutet in der Verkleinerungsform etwa „kleine Mächtige“. Schon im Mittelalter wurde dem Wurzelstock mehrerer Fingerkraut-Arten große Heilwirkung zugeschrieben.
Die winterharte Pflanze bildet an sonnigen und warmen Standorten mit kriechenden Ausläufern kleine Polster. Die Blätter sind handförmig gefiedert mit 5-7 verkehrt-eiförmigen Blättchen. Diese sind oberseits leicht glänzend, fein behaart und am Rande gezähnt. Die behaarten Blütenstängel liegen am Boden auf oder sind leicht ansteigend, sie tragen einige kleine Blätter und mehrere gestielte, schalenförmige Blüten. Die fünf ausgerandeten (mit einer kleinen Bucht nach innen gezogen) Blütenblätter sind leuchtend goldgelb. Die Samen liegen in Sammelnussfrüchten. Die schon im März blühende Pflanze lockt Bienen und andere Insekten an, manchmal blüht sie auch im Spätsommer und Herbst ein zweites Mal. Bei starker Ausbreitung in Gärten kann die Pflanze auch ein Unkraut sein.