Attacke auf unser Grundrecht
Im Sommer 2010 von Ulrich Ladurner
Wikileaks ist eine Seite im Internet, die sich darauf spezialisiert hat, geheime Dokumente zu veröffentlichen. Vor einigen Monaten etwa zeigte sie ein originales Video aus dem Irakkrieg. Man sah, wie amerikanische Soldaten in Bagdad aus einem Hubschrauber heraus mehr als ein Dutzend Menschen erschossen. Aus dem Video ging nicht klar hervor, ob es sich dabei um einen gezielten Mord handelte, oder ob die Soldaten glaubten, bedroht zu sein. Doch eines war erkennbar: Das grausame Gesicht des Krieges, das uns normalerweise verborgen bleibt.
Jetzt hat Wikileaks einen neuen Coup gelandet. Es veröffentlicht 92.000 Dokumente des Afghanistankrieges aus dem Pentagon. Wikileaks schreibt damit Geschichte. Wie noch nie zuvor können wir Einblick in einen Krieg gewinnen. Eine erste Durchsicht der Dokumente zeigt, wie wertvoll das ist. Die Afghanistankampagne der NATO läuft nämlich viel schlechter als uns die Regierungen glauben lassen wollen. Wir sind Opfer von Propaganda. Wikileaks sei Dank wissen wir das jetzt. Wikleaks sei Dank können wir uns eine Meinung von realen Fakten bilden.
Die Veröffentlichungen lösten besonders im Weißen Haus einen Schock aus. Ein Sprecher des US–Präsidenten Barack Obama sagte in einer ersten Stellungnahme: „Wir verurteilen die Veröffentlichung von geheimen Informationen, welche das Leben von Soldaten aus den USA oder anderen verbündeten Nationen und unsere nationale Sicherheit gefährden können.“
Obama wird es nicht bei diesen Worten belassen, er wird ihnen Taten folgen lassen. Er verfolgt nämlich alle, die geheime Informationen preisgeben mit großer Härte. Der 22 Jahre alte Geheimdienstoffizier Bradley Manning, der Wikileaks das Video über die Tötung von Zivilisten in Bagdad zugespielt hat, sitzt heute im Gefängnis einer amerikanischen Militärbasis in Kuwait — bisher ohne Zugang zu Anwälten. Der Mann riskiert eine Anklage wegen Hochverrats.