Klappe halten und Haltung zeigen
Im Sommer 2021 von Robert Asam
Neuerdings knien Fußballer vor dem Spiel auf dem Rasen nieder. Sie wollen damit ein sichtbares Zeichen gegen Rassismus setzen. Die italienische Mannschaft war sich uneins, ob das nötig wäre. Man sei sowieso gegen Rassismus, wozu also auf die Knie gehen. Seither diskutiert Fußball-Italien, nein, nicht nur Fußball-Italien, ganz Italien, darüber, ob italienische Fußballer dem Beispiel anderer Mannschaften folgen sollen oder nicht. Der Kniefall geht auf die amerikanische Black Lives Matter-Bewegung zurück („Schwarze Leben zählen“). Anstatt aber ein Zeichen zu setzen, das den Respekt Menschen anderer Hautfarbe gegenüber signalisiert, werden hierzulande Floskeln bemüht. Politiker, Journalisten, Verbandsfunktionäre, Trainer und Spieler beteuern, mit Rassismus nichts am Hut zu haben, sind aber der Meinung, das müsse man nicht öffentlich zum Ausdruck bringen. Mich erinnert dieses Theater an die leidige – italienische – Frage, ob es nicht an der Zeit wäre, endlich den Faschismus zu verurteilen. Peinliches Schweigen. Und jetzt eben Rassismus. „Belgier knien nieder, Russen bleiben stehen“ titelte die Süddeutsche Zeitung. Die Belgier wurden deshalb von den russischen Fans ausgebuht. Ja, ja, die Russen sind halt so. Da Fußball letzthin ohne Zuschauer gespielt wurde, scheint man vergessen zu haben, dass Spieler schwarzer Hautfarbe in italienischen Fußballstadien immer wieder vom Pöbel mit Affenlauten bedacht und mit Bananen beworfen wurden. Spruchbänder mit rechtsextremen Symbolen und Parolen auf den Tribünen sind keine Seltenheit. So gesehen ist es vielleicht besser, wenn Fußball noch einige Zeit vor leeren Tribünen gespielt wird. Für den Augenblick wünsche ich mir: Klappe halten und Haltung zeigen!