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  3. Einer der letzten Maler der Moderne
Lesezeit: 4 min

Einer der letzten Maler der Moderne

Walter Baldessarini

Im Sommer 2021 von Eva Pföstl


Walter Baldessarini ist zwar in erster Linie Maler, aber es ist kein Geheimnis, dass die Musik, besonders Mozart, für ihn immer auch eine große Rolle gespielt hat. Dies erahnt man schon beim Betreten seines Ateliers in Obermais: Im Hintergrund läuft Opernmusik. Baldessarinis lebenslängliche Auseinandersetzung mit dem Wesen der Musik, mit ihrer spezifischen Formensprache, dem Element der Bewegung und dem Zeitfaktor spiegelt sich in mehreren Bilder-Serien wider, in denen er verschiedene Opernszenen versinnbildlicht hat. Auch wenn er immer wieder betont, dass seine Sprache einzig die Malerei sei, haben beide Kunstformen für ihn viel miteinander zu tun. Die Liebe zur Oper, erzählt er mit Enthusiasmus, habe er während seiner Studienjahre in Rom entdeckt, wo er Zeichenkurse an der „Accademia delle belle Arti“ unter der Leitung von Mario Mafai, einem der bedeutendsten Vertreter der Römischen Schule, besuchte und gleichzeitig auch Bühnenbild und Kostümentwurf am „Centro sperimentale di Cinematografia“ studierte.

Walter Baldessarini, der 1936 in Meran geboren wurde, stammt aus einer Meraner Familie von Antiquaren, einem Umfeld, das seine künstlerische Entwicklung von Anfang an prägte. Beeinflusst wurde er in seinen jungen Jahren hauptsächlich von Expressionisten wie den Künstlergruppen „Der Blaue Reiter“ und „Die Brücke“. Auch das Reisen hat ihn geprägt und inspiriert. Einer seiner Lehrmeister hatte ihm einst geraten, „en plain-air“ zu malen. So hat er seine Malerutensilien immer mit dabei, um besondere Ausblicke und Eindrücke vor Ort und im richtigen Moment einzufangen. Aber auch die Antike, die Gotik, die Renaissance sowie die christliche und griechische Mythologie sind Elemente, die immer wieder in seinen Gemälden und Zeichnungen vorkommen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich sein Œuvre über vier große Themenkomplexe erstreckt: die Landschaftsbilder, die Kompositionen, die Stillleben und – wie bereits erwähnt – seine Mozart-Zyklen.

 

Augenschmaus und Farbenrausch

Egal ob mediterrane Landschaften, Opern oder Kompositionen, alle seine Bilder strahlen von einer intensiven Farbigkeit. Nichts wäre jedoch verkürzender, als Baldessarini als einen brillanten Koloristen zu loben. Nein, nichts davon. Sein Malen, ein Nachsinnen und Umsetzen über die Symbolik und Ausdruckskraft der Farben, bewegt sich zwischen einer figurativen Narration und einer noch greifbaren Abstraktion und überträgt so Stimmungen. Ist es Zufall, dass man sich beim Anblick seiner Bilder an Worte aus Goethes Farbenlehre erinnert? Gewicht und Gegengewicht. Mehr und Weniger, Vordringendes und Zurückhaltendes. Wir wollen den Vergleich nicht übertreiben. Aber offensichtlich ist: Nie geht es Baldessarini um die bloße optische Chromatik, sondern immer um die Ausdruckskraft der Farben: In seinen Bildern wird die Farbe meist mit breiten Pinselstrichen und in dicken Schichten aufgetragen, um Stimmungen, Sinneswahrnehmungen und Atmosphären auf die Leinwand zu übertragen. In manchen Bildern kann man die mediterrane Hitze der verschiedenen Landschaften beinahe spüren und die oft gestische und impulsive Pinselführung in seinen Opernszenen erzeugt eine Dramatik und Dynamik, fast so als könnte man die Arien aus den Bildern heraushören. Als Betrachter wird man in seine Bilder hineingesogen und beim längeren Hinschauen selbst aus der realen Welt entrückt. Das ist eine Erfahrung, wie man sie im Religiösen aus den Texten der Mystiker kennt. Ein immer wiederkehrendes Motiv ist jenes der Pferde: von einzelnen sich aufbäumenden Pferden, den Reitern der Apokalypse bis hin zur Quadriga. Walter Baldessarini ist ein Mensch, der sich für die kleinen Dinge genauso stark begeistern kann wie für die großen. Für ihn kommen auch in kleinen Dingen, wie z. B. in einer Iris die Schönheit des Lebens zum Ausdruck. So strahlen seine Stillleben viel Lebensfreude aus.

 

Das Schöne und Positive in der Kunst

Interessant ist auch, wie unterschiedlich sein Stil sein kann. Manche Bilder sind figurativ und weisen starke Konturen auf, die vibrierend Dynamik erzeugen. Andere wiederum bestehen aus abstrakten Farbflecken und lassen erst aus einer gewissen Entfernung ein Motiv erahnen. Eines haben aber alle seine Bilder gemeinsam: Er versucht, das Schöne und Positive in der Kunst festzuhalten. Warum negative Gefühle vermitteln, wenn man den Menschen Freude und Lebenslust schenken kann? Deswegen kann Baldessarini auch mit zeitgenössischer Kunst, für ihn betrübend und negativ, nichts anfangen. Und schmunzelnd erklärt er: „Ich bin wohl einer der letzten Maler der Moderne.“

Malerei, Musik und seine fröhliche Neugier auf Menschen halten den 85-jährigen Künstler jung. Auch hat er immer wieder neue Zukunftspläne. So ist eine Wanderausstellung seiner Landschaftsbilder durch Europa mit Start 2022 geplant. Eine weitere Wanderausstellung seiner Opernbilder an renommierten italienischen Opernhäusern ist gerade in Planung. 2018 hat der junge Galerist Denny Staschitz im Meraner Stadtzentrum eine Galerie gegründet, die sich ausschließlich dem Werk Baldessarinis widmet. Zentraler Bestandteil der Galerietätigkeit ist die Vertretung des Künstlers auf nationaler und internationaler Ebene sowie die Organisation von Ausstellungen im In- und Ausland. Kürzlich wurde auch das Archiv Walter Baldessarini eröffnet, welches sich der Katalogisierung und Registrierung des gesamten künstlerischen Schaffenswerkes Baldessarinis widmet. Die Aufgabe, Baldessarinis umfangreiche und an Themen nicht minder mannigfaltige Werke, die vom Betrachter ein waches Sehen fordern, auch einem breiten Publikum in Meran zugänglich zu machen (und sie aus der Umklammerung der Sammler zu lösen) ist bewundernswert.

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Ausgabe 14/2021
Meraner Stadtanzeiger 14/2021
Do, 08. Jul 2021

  • Editorial 14/2021
  • Fußball
  • Einer der letzten Maler der Moderne
  • Muttersprache und Vaterland
  • Klappe halten und Haltung zeigen
  • Die Gewöhnliche Eselsdistel
  • Das „Zither-Seppele“ von Meran
  • Scheideninfekte – ein Thema über das „frau“ nicht gerne spricht
  • Zum Seebersee
  • Bunt wie der Regenbogen

PDF-Download 14/2021
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