Wahlk(r)ampf mit und ohne Programm
Lesezeit: 1 minIm Sommer 2021 von Robert Asam
Wir Meraner Wähler*innen können uns glücklich schätzen. Was für eine Auswahl an Bürgermeister*innen-Kandidat*innen (doppelt gegendert hält besser!). Ja, was für eine Auswahl! Jetzt kommt auch noch die POP-Partei daher. Die Partei ohne Programm. Verzeihung, aber mir fällt der Name nicht ein, irgendein Schnaps. Treber oder so etwas. Nein, jetzt hab‘ ich’s: Enzian! Und die Enzian-Bürgermeisterkandidatin hat mich auf Anhieb überzeugt, weil sie im Fernsehen gesagt hat, ihre Partei hätte (noch) kein Programm. Das ist neu. Und niemand kann hinterher behaupten, sie hätten etwas versprochen.
Nun, auch die Südtiroler Freiheit verspricht nicht viel, aber sie warnt. „Es konn jedn treffen“ lautet der Text auf dem furchteinflößenden Plakat. Eine Hand umklammert ein Messer. Mag sein, denke ich, aber konn net a a jeder zuastechn? Offenbar nicht. Denn gefordert wird „konsequente Verfolgung und Abschiebung von gewaltbereiten Tätern“. Abschieben, liebe Freunde von der Südtiroler Freiheit, gut und recht. Aber wohin schieben wir die Messerstecher ab, die wir nicht abschieben können, weil sie zu uns gehören. Also insrige? Könnt ihr euch nicht doch noch einmal um den Doppelpass kümmern? Ich hätte dafür die passende Plakat-Schlagzeile: „Es konn ihn a jeder hobn. Gschenkt!“
So gesehen sind mir die Freiheitlichen lieber. Endlich eine Partei, die nicht jammert und schimpft, sondern sich freut. Die Blauen freuen sich, dass „Zarenbrunn“ für 30 Jahre der Stadt Moskau übergeben wurde. Die Blauen und die Roten Seite an Seite. Wer hätte das gedacht. Unser Alt-Landeshauptmann bestimmt nicht, als er – noch in Amt und Würden – mit dem russischen Eisenbahnminister ein Schnapsl getrunken hat. Oder war es ein Wodka? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, Enzian war es jedenfalls keiner.