Der Kaiserhof in Meran, Sitz der renommierten Hotelfachschule
Im Sommer 2014 von Dr. Elfriede Zöggeler-Gabrieli
Bau- und Besitzgeschichte
Nachdem der Bauunternehmer Peter Delugan 1895 einige nahe dem Meraner Bahnhof gelegene städtische Bauparzellen erwirbt, kann er bald darauf eine Baubewilligung für einen Hotelbau erzielen. Wohl im selben Jahr wird der Pachtvertrag mit Alexander Ellmenreich unterzeichnet, in welchem die Bedingung enthalten ist, die Fertigstellung des Hotels binnen 1. Januar 1897 zu garantieren.
Maurermeister Peter Delugan hat in St. Gallen in der Schweiz bereits 20 Jahre lang im Bausektor Erfahrungen gesammelt, indem er sich unter anderem mit der Architektur von Gottfried Semper auseinandergesetzt hat, wie auch mit dem ETH-Gebäude und der Sternwarte in Zürich, dem Stadthaus in Winterthur oder mit Bauten an der Wiener Ringstraße.
Der Gebäudekomplex in Meran, der nach den europäischen Vorstellungen der k. u k. Palastarchitekturen in Bad Gastein, Marienbad oder Karlsbad erfolgen sollte, wird termingerecht und nach der vorgesehenen zweijährigen Bauzeit im Januar 1897 unter dem klangvollen Namen „Grandhotel Kaiserhof“ eröffnet.
1904 kaufen die Besitzer Alexander und Antonia Ellmenreich das Hotel. Sie erhalten 1906 von der Stadtgemeinde Meran eine Baubewilligung, über dem Speisesaal einen dreistöckigen Aufbau mit 18 Zimmern zu errichten und den Hotelkomplex mit einem Zubau zu vergrößern. Der Baukörper umfasst schlussendlich verschiedene Stockwerke: Tiefparterre, Hochparterre, drei Geschosse, davon eine Bell' Etage und ein Dachgeschoss.
Nach 1919, also in der Zeit, als Südtirol an Italien angeschlossen wird, wechselt das Gebäude seinen Namen und heißt fortan „Hotel Excelsior“. In ihm ist bereits seit November 1918 das italienische Höchstkommando untergebracht. 1924 übernimmt die „Società Anonima Alberghi Alto Adige“ das Hotel, die, wohl wegen der inzwischen eingetretenen Weltwirtschaftskrise, 1930 Konkurs anmelden muss. Im Jahre 1932 ersteigert die „Cassa di Risparmio delle Provincie Lombarde in Milano“ die Liegenschaften, bis sie 1968 in das Eigentum der „Ente Nazionale per l'Addestramento dei Lavoratori del Commercio“ (ENALC), die ihren Sitz in Rom hatte, überwechselt.
Ab 1969 beherbergt das „ex-Hotel Excelsior“ die italienische Hotelfachschule und zwar bis 1974, als es Eigentum der Autonomen Provinz Bozen wird, die das Gebäude 1975 zum neuen und endgültigen Sitz der Südtiroler Landeshotelfachschule bestimmt, wobei es den ursprünglichen Namen „Kaiserhof“ erhält.
In einer fünfjährigen Bauzeit (1978-1983) wird das Haus großzügig renoviert. Dabei saniert man das Dachgeschoss so, dass auch dort Klassenzimmer untergebracht werden können.
Im Sommer 2002 muss erneut eine dringend notwendige Sanierung im Dachbereich vorgenommen werden, während 2007/08 eine Generalsanierung der Fassade und 2010 die Sanierung und Restaurierung der Terrasse anstehen. Derzeit werden der Bau einer neuen Turnhalle, der Umbau der Schulbibliothek sowie allgemeine Renovierungsarbeiten angestrebt.
Raumeinteilungen
Ursprünglich war der gesamte Küchenbereich im Tiefparterre (Keller) des Kaiserhofes untergebracht. Im Rahmen der Renovierung wurde der Küchenbereich auf eine Ebene mit den Speiseräumen gebracht und es entstand eine neue Konzeption der Ausbildung, da er den Küchenbereich in unmittelbare Nähe zu den Gasträumen bzw. zum Service brachte, womit eine neue Basis der Kommunikation bzw. der Zusammenarbeit zwischen Service und Küche geschaffen werden konnte:
- Hauptküche (Zubereitung von warmem Fleisch und von Gemüsespeisen)
- Gardemanager (Anlieferung und Qualitätskontrolle der Lebensmittel. Vor- und Zubereitung von kalten Vorspeisen und Spezialgerichten)
- Patisserie (Zubereitung von verführerischen warmen und kalten Süßspeisen)
- Restaurantküche (Neue Kreationen aus der regionalen, nationalen und internationalen Küche mit à la carte-Service)
- Demonstrationsküche (Demonstration von exakten und äußerst schwierigen Arbeitsvorgängen bei kulinarischen Feinheiten)
- Lehrküche (Selbständige Organisation, Zubereitung sowie exakte Anrichteweise von diversen Speisen, die dem Stand der Ausbildung angepasst werden)
Tiefparterre:
Demonstrationsküchen und Keller
Hochparterre:
Hauptküche (Heimküche), Patisserie, Restaurantküche
Speisesaal, Restaurant und Gaststube, Rezeption sowie Self-Service sowie diverse Demonstrationsräume (Weinkunde) und Kopierraum
1. Stock:
Direktion und Sekretariat, Lehrerzimmer, Klassenräume, Filmraum, EDV-Räume
2. Stock:
Klassen- und EDV-Räume
3. Stock:
Mädchenschülerheim (ca. 40 Schülerinnen) und Wohnzimmerklasse (für offenen Unterricht)
4. Stock:
Klassenräume
Kunsthistorische Aspekte
Der Gebäudekomplex des Kaiserhofs präsentiert sich im neoklassizistischen Stil, einer Kunstrichtung zwischen Klassizismus und Barock, gekennzeichnet durch die klare Gesetzmäßigkeit der beiden Gebäudeflügel, die sich zur Gartenanlage hin öffnen, mit regelmäßig angelegten großen Fenstern und einer reichhaltigen Dekoration an der Vorderfront. Die Fassadenansicht, die sich dem Fußgänger von der ehemaligen Habsburgerstraße (heutige Freiheitsstraße) aus bietet, weist insbesondere im Mittelteil und an den Eckrisaliten Charakteristika eines Barockpalastes auf. Zentrales Motiv bildet dabei der vorspringende Turmerker über dem Eingangsportal, der sich vom gigantischen Hermenträger im Hochparterre über drei Stockwerke lang hin bis zum Dachbereich zieht, wo ein steiles Walmdach, das mit einer Balustrade, einem hohen Fenster mit Segmentbogenüberdachung und mit Blumendekor den Dachabschluss bildet.
Eine besondere Dynamik erzielen die Ädikulen mit Tympanonverdachung an der Bell' Etage und der Fensterabschluss an der dritten Etage, welche an der Straßenfassade angebracht sind. Die Säulen und Pilaster dienen dem wohl vornehmlich architektonischen Zweck zur vertikalen Gliederung der Außenwandflächen. Das Akanthusblatt – in der christlichen Symbolik steht es für Unsterblichkeit, aber auch für Vergänglichkeit – findet am gesamten Gebäudekomplex Verwendung und unterhalb der Fensterädikulen schmücken sie gleichzeitig die korinthischen Säulenkapitelle.
Das Treppenhaus blieb bis heute nahezu unverändert. Besondere Akzente bildet das schmiedeeiserne Treppengeländer, das sich mit kunstvollen Details vom Hochparterre bis in den vierten Stock schlängelt und in seiner Erbauungszeit wohl der Epoche des Jugendstils vorauseilte.