Die Konzertmacherin
Valeria Told, Generalsekretärin der Stiftung Haydn von Bozen und Trient
Im Winter 2018 von Eva Pföstl
Die Meranerin Valeria Told ist seit 2010 Generalsekretärin der Stiftung Haydn von Bozen und Trient, welche heute zu den renommiertesten Klangkörpern Europas zählt. Kulturmanagement hat die 38-jährige, dynamische Managerin von der Pike auf gelernt.
Ihre Liebe zur Kunst und besonders zur Musik fing schon sehr früh an, wie sie erzählt: „Ich bin mit klassischem Ballett und dem Studium der Querflöte in Meran groß geworden und habe bereits als Jugendliche Theaterluft geschnuppert.” Beste Voraussetzungen, um sich nach dem Studium der vergleichenden Literaturwissenschaften und Volkswirtschaft in Innsbruck und einem anschließenden Masterstudium für Kulturmanagement in Wien im Jahre 2010 für die Stelle der Generalsekretärin der Haydn Stiftung von Bozen und Trient zu bewerben. Praktische Erfahrung im Musikmanagement sammelte sie schon während ihres Studiums bei verschiedenen nationalen und internationalen Kulturevents. Dies ermöglichte ihr, einen Blick auch hinter die Kulissen verschiedener Kulturbetriebe zu werfen. Mit hervorragenden Qualifikationen, praktischer Erfahrung sowie ihrem Konzept für die zukünftige Positionierung und Profilierung der Stiftung konnte die Meranerin den Stiftungsrat überzeugen und sich so gegen eine große Anzahl von Bewerbern aus dem In- und Ausland für den Direktionsposten der Stiftung Haydn Bozen und Trient durchsetzen.
Die Stiftung Haydn von Bozen und Trient
Das Haydn Orchester wurde 1960 auf Veranlassung der Städte Bozen und Trient gegründet und 2002 in eine Stiftung umgewandelt, der sich auch das Land Südtirol, die Provinz Trient und die Region Trentino-Südtirol anschlossen. Die Stiftung wird vom zuständigen Ministerium in Rom gefördert. Heimstätte des Orchesters ist das Joseph Haydn Konzerthaus in Bozen. Das ehemalige Augusteo-Kino bietet seit dem Umbau 1999 zwei Säle mit hervorragender Akustik, einen großen mit rund 640 Sitzplätzen und einen kleinen mit 110 Plätzen.
Heute gehört die Stiftung Haydn von Bozen und Trient zu den traditionsreichsten Kulturmarken der Region Trentino-Südtirol mit einer großen Anzahl an Eigenveranstaltungen und Kooperationen in Bozen, Trient und darüber hinaus. Die konsequente Aufbauarbeit mit den besten Orchesterleitern und ein gutes Management haben das Orchester, dem derzeit 46 Musiker, 12 Verwaltungsangestellte und 3 Techniker mit Festanstellung angehören, nicht nur zu einem wertvollen und unverzichtbaren Bestandteil des Südtiroler Kulturlebens gemacht. „Das Orchester ist darüber hinaus zu einem der führenden Klangkörper Italiens, ja ganz Europas, gewachsen”, betont Valeria Told voller Stolz. Pro Spieljahr werden ca. 500 Gastkünstler und -musiker engagiert. Insgesamt vergibt die Stiftung ca. 800 Arbeitsverträge pro Jahr.
Orchesterkultur auf höchstem Niveau
Das Orchester spielt in renommierten Konzertsälen in Deutschland, Italien, Japan, den Niederlanden, in Österreich, der Schweiz, in Ungarn und in den USA und nimmt regelmäßig an internationalen Festivals wie den Bregenzer Festspielen, den Tiroler Festspielen in Erl, den Festspielen Südtirol, dem Haydn-Festival in Eszterhazy, dem Mozart-Festival in Rovereto oder den Gustav Mahler-Musikwochen in Toblach teil und trat auch im berühmtesten Konzerthaus der Welt, dem Wiener Musikverein, auf. Das Repertoire des Haydn Orchesters umfasst alle Epochen vom Barock über die Klassik und Romantik bis hin zur Moderne. Die großen Symphonien, Konzerte und Tondichtungen gehören ebenso dazu wie Opern und Oratorien. Zahlreiche namhafte zeitgenössische Komponisten haben dem Orchester die Uraufführung ihrer Werke anvertraut, darunter die „Komponistenstars“ Luigi Dallapiccola, Luciano Berio, Luigi Nono und Franco Donatoni. Unter den Dirigenten, die das Orchester in den letzten Jahren geleitet haben, finden sich so berühmte Namen wie Claudio Abbado, Riccardo Chailly, Alain Lombard, Eliahu Inbal und Riccardo Muti.
Als Chefdirigenten wirkten – nach dem Gründer Antonio Pedrotti – Hermann Michael, Alun Francis, Christian Mandeal und Ola Rudner. Von 2003 bis 2012 war Gustav Kuhn künstlerischer Leiter des Orchesters, ihm folgte 2013 der Florentiner Daniele Spini. Der Posten des Chefdirigenten ging 2015 an den Esten Arvo Volmer. Im selben Jahr wurde die Planung der Operntätigkeit und des Festivals Tanz Bozen erstmals der Stiftung Haydn übertragen. Zum neuen Operndirektor wurde der Österreicher Matthias Lošek ernannt. Für das Festival Tanz Bozen zeichnete weiterhin Emanuele Masi verantwortlich. Mit ihren drei Sparten Sinfonik, Oper und Tanz ist die Stiftung Haydn eine der größten und renommiertesten Kulturinstitutionen in der Region.
„Die Ernennung des Chefdirigenten“, so Told, „war eine entscheidende Etappe im Zuge der strategischen Neuausrichtung des Orchesters, die vom Verwaltungsrat eingeleitet und vom Generalsekretariat durchgeführt wurde.” Die künstlerische Verantwortung liegt nun nicht mehr in den Händen eines einzigen künstlerischen Verantwortlichen, sondern diese wird auf zwei komplementäre Persönlichkeiten mit jeweils spezifischen Kompetenzen aufgeteilt. So obliegt dem Verantwortlichen für die künstlerische Planung die konzeptionelle und strategische Planung der künstlerischen Jahres- und Mehrjahrestätigkeit. Der Chefdirigent hat hingegen die Aufgabe, das Orchester in seiner musikalischen und künstlerischen Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Komplementär sind auch die Kulturen, die Daniele Spini und Arvo Volmer repräsentieren: einerseits die mediterrane Kultur, andererseits eine ausgeprägt nordische.
Orchester auf zeitgenössischem Kurs
Mit der Ernennung von Operndirektor Matthias Lošek rückten die in den letzten Jahrzehnten oft vernachlässigten zeitgenössischen Ausdrucksformen und Werke von Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts in den Vordergrund. „OPER.A 20.21 ist keine traditionelle Opernsaison, sondern ein Projekt, das von der vielfältigen Erfahrungswelt des zeitgenössischen Musiktheaters des 20. und 21. Jahrhunderts zeugt und in dem auch unser Orchester eine wichtige Rolle einnimmt. Unser Ziel ist es, dem Publikum, ganz besonders dem jungen, ein innovatives und multidisziplinäres Opernerlebnis mit zeitgemäßen Produktionen anzubieten, ohne dafür das traditionelle Repertoire aufgeben zu müssen“, erklärt Valeria Told.