Fabrizio Piras
Kommandant der Stadtpolizei Meran
Im Frühling 2018 von Eva Pföstl
Wenn Fabrizio Piras durch Meran geht, grüßen ihn die Passanten. Er ist der Kommandant unserer Stadtpolizei, unser „Polizeichef”, wie er im Volksmund genannt wird. Piras gilt als ruhig, pragmatisch – und als Mann der klaren Worte. Das hat der Oberstleutnant immer wieder eindrücklich bewiesen. Und bei aller Ernsthaftigkeit in seinem Job hat Piras doch immer auch ein Augenzwinkern parat.
Ein Satz als Auftrag und ein ganzer Katalog an Aufgaben...
„Jeder kennt sie, wenige wissen jedoch, was genau Polizeiarbeit in und für die Stadt Meran bedeutet”, erklärt Fabrizio Piras. Der Begriff „Polizei“ hat seinen Ursprung im altgriechischen Wort „politeia“, welches Staat, Gemeinschaft, Verfassung und im entferntesten Sinn auch Staatsgewalt bedeutet. Heute besteht die anspruchsvolle Aufgabe der Stadtpolizei darin, ein hohes Maß an Sicherheit für alle zu gewährleisten. Dazu braucht es Vorschriften und Gesetze, die das Zusammenleben regeln und es braucht jemanden, der diesen Vorschriften und Gesetzen Nachdruck verleiht. „In der städtischen Realität wird das Bild der Stadtpolizei häufig bloß mit der Tätigkeit der Verkehrsregulierung und mit der – noch um einiges auffälligeren – Tätigkeit des Verteilens von Strafzetteln in Zusammenhang gebracht. In Wirklichkeit ist dies nur ein Teil unserer Arbeit”, unterstreicht Piras.
Die Arbeit der Stadtpolizei umfasst nicht nur Repression (Strafverfolgung) und öffentlichkeitswirksame Maßnahmen, sondern zielt vor allem auch auf Prävention (Vorbeugung) ab. Das breitgefächerte Angebot der Meraner Stadtpolizei umfasst u.a. die Verkehrsüberwachung, die Verwaltung der Blueparks, Übertretungen, Rekurse, Ermittlungen, Vernehmungen, Straftatmeldungen, Räumungen, Sicherheitskontrollen bei öffentlichen Veranstaltungen und reicht bis zur täglichen Anwesenheit vor den Schulen, in den Stadtvierteln, in den Parks der Stadt, in den Gebieten, auf denen sich Baustellen befinden, und an den Stellen mit dem höchsten Verkehrsaufkommen. Im Gegensatz zu anderen Polizeikräften muss die Stadtpolizei in recht großem Umfang auch Verwaltungsaufgaben wahrnehmen, die der Bevölkerung zwar dienen, aber im eigentlichen Sinne polizeifremd sind. So etwa die gewerbepolizeilichen Aufgaben, wie z.B. das Bewilligungswesen im Zusammenhang mit öffentlichem Grund oder Kontrollen im Bereich der Missachtung der Gemeindeordnung (z.B. illegale Müllentsorgung) und andere, teils administrative Aufgaben wie z.B. die Kontrollen von Handelslizenzen oder die Betreuung des Fundbüros.
Personalbestand und Einsatzgebiet
Derzeit sind insgesamt 40 Polizisten (davon 5 Polizistinnen) uniformiert und bewaffnet im Einsatz. Unterstützt wird die Stadtpolizei durch sechs Verwaltungsmitarbeiter. Im Rahmen eines übergemeindlichen Abkommens versieht die Meraner Stadtpolizei den Ortspolizeidienst auch auf dem Gebiet der Gemeinden Tirol, Partschins, Schenna und Marling. Fabrizio Piras steht aushilfsweise auch der Stadtpolizei Leifers vor. Die Zusammenarbeit zwischen beiden Gemeinden sieht vor, dass Fabrizio Piras jede Woche vier Stunden in Leifers Dienst tut. In Meran wird Piras’ Arbeitszeit laut Angaben aus dem Meraner Rathaus jedoch nicht eingeschränkt. Sie beträgt weiterhin 38 Wochenstunden. Piras leitet auch, in Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister, den Zivilschutz der Stadt Meran.
Die Stadtpolizei hat zwei Motorräder und vier Streifenwagen zur Verfügung sowie zwei weitere Fahrzeuge, die für Gerichtseinsätze und Ermittlungen verwendet werden.
„Daten sind Daten, aber dahinter steckt viel Arbeit …“
Mit diesem Satz kommentiert Piras die Statistiken über die Tätigkeit der Stadtpolizei im Jahre 2017. „Der breitgefächerte Aufgabenbereich der Meraner Stadtpolizei verlangt den Polizisten insgesamt viel ab“, betont der Oberleutnant und erklärt uns kurz den Tätigkeitsbericht von 2017.
Verstöße gegen den Straßenkodex
Die Zahl der Verkehrsunfälle ist im letzten Jahr leicht angestiegen. Hatte es im Jahr 2016 rund 365-mal gekracht, waren es 2017 genau 379 Unfälle mit 2 Verkehrstoten und 115 Unfälle mit Verletzten. „Wir haben jeden Tag mindestens einen Verkehrsunfall in der Stadt“, kommentiert Piras. Ob dies auf die vielen Geschwindigkeitsübertretungen zurückzuführen ist, kann man nicht genau feststellen. Tatsache ist jedoch, dass die Geschwindigkeitsübertretungen sprunghaft angestiegen sind: von 144 Übertretungen im Jahre 2014 auf 1.933 im Jahre 2016 und auf 2.711 im Jahre 2017. Diese Zunahme ist sicherlich auch auf den vermehrten Einsatz automatisierter Geschwindigkeitskontrollen zurückzuführen. Diese Kontrollen mit den entsprechenden Geräten sind sehr effizient. „Sicher ist, dass Speed-Box-Geräte eine abschreckende Wirkung auf die Verkehrsteilnehmer haben und diese zu einer Geschwindigkeitsbegrenzung mahnen, wenn auch manchmal nur im unmittelbaren Bereich der Boxen selbst“, unterstreicht Piras. Mit den Videokameras, die zur automatischen Kontrolle der Zufahrten zu den verkehrsberuhigten Zonen der Innenstadt angebracht wurden, setzt sich der Trend zur Automatisierung fort. Kommandant Piras kündigt außerdem an, die Stadtpolizei werde in Zukunft auf einem weiteren Gebiet stärker ein automatisches Kontrollgerät einsetzen, nämlich bei der Überprüfung, ob ein Auto versichert ist und der vorgeschriebenen Revision unterzogen wurde.
Die Verstöße gegen den Straßenkodex haben insgesamt im letzten Jahr zugenommen (von 13.733 auf 14.994 Fälle): 10.204 Personen haben Parkverbote missachtet, 115 Personen fuhren ohne Sicherheitsgurt und immer noch lassen sich 108 Verkehrsteilnehmer von Smartphones ablenken. Auffallend ist auch die Zunahme jener Fälle, bei denen die Kraftfahrzeugfahrer ohne gültige Versicherungsunterlagen oder wegen fehlender technischer Kontrolle des Fahrzeugs erwischt wurden. Besonders besorgniserregend findet Piras, dass immer mehr Autofahrer bei Rot über die Ampel fahren.
Die meisten Unfälle (33 an der Zahl) fanden in der Reichsstraße (Sinich) statt, gefolgt von der Rom- und der Petrarcastraße. Die gefährlichste Kreuzung mit den meisten Unfällen (5 an der Zahl) befindet sich ebenfalls in Sinich (E.-Fermi-Straße/Reichsstraße).
Dass sich Alkohol und Autofahren nicht vertragen, weiß heutzutage jeder. Trotzdem sind immer noch viel zu viele alkoholisierte Lenker auf Südtirols Straßen unterwegs. Auch die Rückfallquote ist sehr hoch. „Wir als Stadtpolizei führen nicht sehr viele Alkoholtests durch, da wir zu wenig Personal zur Verfügung haben“, betont Piras. 2017 wurden lediglich 48 Personen sanktioniert. Eine obligatorische Überprüfung des Alkoholpegels erfolgt jedoch nach jedem Unfall.
Besonderes Augenmerk auf Radfahrer
Besonders beim Fahrrad legt die Stadtpolizei großen Wert auf die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und das führt auch zu Strafbescheiden. Im vergangenen Jahr wurden Fahrradfahrer insgesamt 180-mal wegen Unregelmäßigkeiten bestraft, das ist ein Plus von 20 % im Vergleich zum Vorjahr. „Die Fahrradfahrer meinen oft, sie könnten sich alles erlauben. Dies ist nicht der Fall, auch sie müssen die Regeln einhalten. Besonders schlimm sind jene, die während der Fahrt mit ihrem Handy telefonieren“, betont Piras, „sie stellen ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für sich und für andere dar!“
Einnahmen von Strafgeldern für Übertretungen des Straßenkodex
Die Gesamtsumme der Strafgelder für Übertretungen der Straßenverkehrsordnung betrug 916.700 Euro. An Parkgebühren wurden 998.000 Euro eingenommen. Mit den weiteren Einnahmen (z.B. Werbe- und Plakatierungsgebühren, Gebühren für Besetzung öffentlicher Plätze und Flächen usw.) betrugen die Gesamteinnahmen im Jahr 2017 insgesamt 2.958.000 Euro. „Damit deckt die Stadtpolizei ihre Kosten deutlich“, betont Piras.
Gerichtspolizei
Erstaunlich war die Nachricht, dass im vergangenen Jahr die Stadtpolizei in ihrer Funktion als Gerichtspolizei niemanden festnehmen musste (2016 waren es noch zwei Personen). Dies ist darauf zurückzuführen, dass niemand in flagranti bei einem Einbruch oder einem Diebstahl erwischt wurde. „Allerdings wurden mehrere Anzeigen auf freiem Fuß durchgeführt. Dies aufgrund von Anzeigen von Bürgern oder in Eigeninitiative der Stadtpolizei aufgrund von Ermittlungen. Anschließend wurden die Anzeigen an die Gerichtsbehörde weitergeleitet“, erklärt Piras. „Auch wenn die Schuldigen nicht direkt verhaftet werden, so können wir sie jedoch oft ausfindig machen und anzeigen. Festnahmen sind immer problematisch und mit viel Aufwand verbunden“, so Piras.
Die traurige Realität ist jedoch, dass aufgrund der gesetzlichen Vorschriften z.B. eine Person, die einen Diebstahl verübt und auf frischer Tat ertappt und festgenommen wird, sich schnell wieder auf freiem Fuß befindet.