Herzhaut
von Tiziana Turci
Im 2021 von Margareth Bernard
„… vor lauter Glück bis die Herzhaut brennt …“ – so zwei Zeilen aus einem der 44 Gedichte, die den Gedichtband füllen und allesamt zu Herzen gehen. Die Autorin Tiziana Turci zeichnet sich durch viele Talente aus, die alle sehr viel mit Kreativität zu tun haben. In ihrem Lyrikband öffnet sie ihre Schatzkammer und gewährt uns Einblicke in ihr innerstes Fühlen, erzählt von der Sehnsucht nach Lebensfülle, taucht ab zu den Quellen der Weiblichkeit und gibt auch dem Schmerz seinen Raum. Zu einigen Gedichten finden sich im Band auch Zeichnungen und Bilder der Autorin.
MS: Gab es die Freude an Sprache schon immer?
T. Turci: Ja, schon als Kind habe ich viel gelesen. Mit 13 Jahren habe ich begonnen, Gedichte zu schreiben. Damals entstanden auch Kindergeschichten. Lesen und Schreiben waren für mich Rettungsanker, Flucht in eine Traumwelt, Trost und kleines Glück.
Wahrscheinlich war es ein Weihnachtsgeschenk meiner Mutter, „Der tausendjährige Rosenstrauch“ von Paul Tsolnay, eine Sammlung deutscher Gedichte, das mich dazu gebracht hat, Gedichte zu lieben. Später war ich fasziniert davon, wie vollendet Sprache in Gedichten sein kann.
MS: Wie entstehen deine Gedichte?
T. Turci: Die Gedichte entstehen meist spontan, immer dann, wenn besondere Ereignisse, Erlebnisse oder Gefühle mich bewegen, wenn mein Leben von sich erzählen will. Es kann auch sein, dass ich irgendwo einem Wort begegne, das mich nicht mehr loslässt. Dann entstehen Bilder in meinem Kopf und plötzlich fließen die Gedanken und die Worte in meine Feder, besser gesagt in den Bleistift. Das Gedicht muss dann eine Weile ruhen, bevor es lebendig wird und atmet.
MS: Ist dir das Zeichnen und Malen in die Wiege gelegt worden?
T. Turci: Ja, das ist so. Mein Vater war sehr kreativ. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie stolz er war, als ich als Achtjährige für eine Zeichnung den 1. Preis gewann. Die Idee zur Gestaltung des Themas hatte er mir gegeben. Mein Lehrer in der Volksschule war auch ein leidenschaftlicher Maler, dies hat mich nicht nur beeindruckt, sondern wohl auch so sehr beeinflusst, dass ich auch Lehrerin geworden bin. Der Lehrberuf ermöglichte es mir, meine Kreativität und die Leidenschaft am Gestalten weiterzugeben.
MS: Dein Buch enthält Gedichte und Bilder. Entsteht zuerst das Gedicht und dann das Bild dazu oder umgekehrt?
T. Turci: Meist entsteht das Gedicht zuerst, sobald es steht, weiß ich, welches Bild ich dazu malen oder zeichnen werde. Das Bild habe ich dann schon im Kopf. Doch nicht jedes Gedicht „mag“ ein Bild.
MS: Sind die Gedichte autobiografisch?
T. Turci: Schreibt man, wenn man schreibt nicht immer über sich selbst? Ich glaube, dass die Freude, die Liebe, der Schmerz, die Trauer, die Angst unserer Ahnen in uns gespeichert sind und so zu uns gehören. Wir sind alle miteinander verbunden und so ist das Glück, das ich beschreibe, nicht nur mein Glück, sondern das vieler Frauen, die vor mir gelebt haben und jetzt mit mir leben.