Der Jennerwein - eine Moritat!
Ein stolzer Schütz in seinen besten Jahren ...
Im Herbst 2014 von Dr. Johannes Ortner
Zurzeit finden im rührigen Theater in der Altstadt die Proben für das Theaterstück Der Jennerwein aus der Feder von Franco Marini statt. Beim Stück über den legendären bayerischen Wildschützen Georg „Girgl“ Jennerwein handelt es sich um eine Moritat, eine von Bänkelsängern vorgetragene schaurige Geschichte um Mord und Totschlag.
Über seine Frau stieß Franco Marini immer wieder auf das Konterfei des Wilderers Jennerwein, der im 19. Jahrhundert zu einer Art bayerischen Robin Hood stilisiert wurde, ja allgemein zum Symbol der Auflehnung gegen die Obrigkeit wurde. Nicht zuletzt thematisiert das populäre Lied Ein stolzer Schütz in seinen besten Jahren Leben und Sterben des Wildschütz.
Allmählich nahm die Geschichte Konturen an, als er – ausgerüstet mit Papier und Schreibzeug – am Strand von Grado saß und das Stück schrieb, das er nun auch selbst inszeniert.
Die Handlung ist rasch erzählt: Der Holzknecht Georg Jennerwein, geboren 1848, ist ein Wilderer, Weiberheld und Wirtshausbruder, der von seinem ehemaligen Kriegskameraden Josef Pföderl im 30. Lebensjahr hinterrücks erschossen und erst nach einer Woche in den Schlierseer Bergen gefunden wird: Das Unterkiefer zerschmettert, ein Teil der Wange und Schnurrbart in den Ästen einer Fichte, der große Zeh steckt im Abzug seines Gewehres.
Hinter der Bluttat verbirgt sich jedoch mehr als der ewige Kampf zwischen Recht und Gesetz (Jägerschaft) auf der einen Seite und Anarchie (Wilderei) auf der anderen Seite. Beide – Girgl und Josef – lieben dieselbe Frau, das Agerl (Agnes), nur eben auf verschiedene Weise. Girgl ist ein unsteter, untreuer Freischütz, zeugt mit Agerl ein kleines Mädchen, das Roserl, während der spätere Mörder Josef das Agerl verehrt – eine „zum Heiraten“ und nicht nur zum Liebhaben. Dem intriganten Mayr, einem königlich-bayrischen Forstbeamten, ist Jennerwein ein Dorn im Auge. Über den eifersüchtigen Josef versucht er Jennerwein eine Falle zu stellen, indem er dem Rivalen eine reguläre Anstellung im Jagd- und Forstwesen anbietet. Während Girgl das Wilde, Animalische verkörpert, soll Josef das Rechtschaffene, Ehrliche darstellen und Mayr die Obrigkeit im königlich-bayerischem Staatsapparat.
Traurige und lustige Episoden wechseln sich im Stück ab, auch folgt die Figur Jennerweins nicht getreu der volkstümlich romantisierenden Überlieferung. So wird der Raufbold, Gstanzlsänger und Zitherspieler Georg Jennerwein auch als überheblich, teils unsympathisch, gezeichnet. Auch die versammelte Jägerschaft und das Forstwesen werden ordentlich aufs Korn genommen!